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Wissenschaftliche Hypothesen für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit formulieren

Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .
Hypothesen formulieren


Entscheidet man sich dafür eine empirische Arbeit zu verfassen, braucht man zusätzlich zu seiner Fragestellung mindestens eine Hypothese. Anders als eine Fragestellung ist eine Hypothese eher eine Behauptung oder Vermutung, deren Richtigkeit noch nicht bewiesen ist (Reinhold, 2000: 272). Während man aber bei der umgangssprachlichen Nutzung des Begriffs oft einfache Vermutungen meint, muss man beim wissenschaftlichen Hypothesen formulieren einige Kriterien erfüllen (zur Abgrenzung des Begriffs „Hypothese“ zu anderen Begriffen siehe den Überblick der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt).

Wissenschaftlich richtig in der Bachelorarbeit und Masterarbeit Hypothesen formulieren

Eine Hypothese formuliert man immer mit dem Anspruch, diese auch logisch und empirisch zu prüfen (Reinhold 2000: 272). Damit das möglich ist, muss eine Hypothese immer folgende Kriterien erfüllen:

Empirische Untersuchbarkeit

Eine Hypothese beschreibt immer real existierende und beobachtbare Sachverhalte.

Das heißt, Hypothesen können sich nur auf tatsächlich empirisch messbare Gegebenheiten beziehen. So kann man darüber Hypothesen formulieren, ob Autos mit einer bestimmten PS Zahl schneller fahren können als andere. Denn sowohl die PS Zahl, als auch die Geschwindigkeit eines Autos sind messbar. Zudem lassen sich Hypothesen über politische Einstellungen von Bürgern formulieren, weil sie diese mitteilen können und diese somit erfassbar sind. Dagegen kann man keine Hypothesen über Nahtoderlebnisse von Verstorbenen formulieren. Es gibt schließlich keine Möglichkeit diese empirisch zu erfassen.

Generalisierbarkeit

Eine Hypothese verweist immer über einen Einzelfall hinaus.

Eine Hypothese ist immer ein sogenannter All-Satz. Das heißt, sie trifft eine Aussage über alle Elemente eines bestimmten Bereiches. Zum Beispiel behauptet sie, dass alle Vögel einer bestimmten Population Mohn fressen. So bezieht sich eine Hypothese nie nur auf ein einzelnes Ereignis, sondern weist immer eine Allgemeingültigkeit für den entsprechenden Bereich auf. Deswegen spricht man auch von einer Generalisierbarkeit.

Konditionalsätze

Eine Hypothese muss immer ein sinnvoller Konditionalsatz sein.

Zumindest implizit muss eine Hypothese somit immer ein „Wenn-dann-Satz“ oder ein „Je-desto-Satz“ sein: Wenn man bei Autos auf das Gaspedal tritt, dann beschleunigen sie. Wenn man bei Minusgraden unbekleidet das Haus verlässt, dann sinkt die Körpertemperatur. Je mehr PS ein Auto hat, desto höher ist die maximal mögliche Geschwindigkeit in km/h. Je mehr Menschen mit hohen Gehältern in ein bestimmtes Viertel ziehen, desto stärker steigen die Mieten. Das heißt, ein erwartetes Ereignis ist immer an eine Bedingung geknüpft.

Falsifizierbarkeit

Man muss eine Hypothese immer potentiell widerlegen können.

Ein entscheidender Faktor beim empirischen Arbeiten ist, dass man niemals eine Aussage verifizieren kann. Das heißt, man kann niemals abschließend und sicher wissen, dass eine Hypothese wahr ist. Denn dafür müsste man jeden Fall, auf den sich die Hypothese bezieht, in der Vergangenheit und in der Zukunft untersuchen und so sicher gehen, dass die Hypothese immer zutrifft und zutreffen wird. Man müsste beispielsweise jedes Auto, das jemals gebaut wurde und gebaut werden wird, betrachten, ob nicht doch eines dabei ist, dass obwohl mehr PS als andere Modelle, dennoch eine geringere maximale mögliche Geschwindigkeit aufweist. Und das ist schlicht unmöglich und muss bedacht werden.

Man kann allerdings eine Hypothese mit nur einem einzigen Fall, welcher der Aussage widerspricht, widerlegen (sofern man keine Wahrscheinlichkeitsaussage tätigt, siehe hierzu: Bortz/Döring 2002: 13f) Das heißt, wenn nur ein einziges Auto mit mehr PS als andere Modelle eine geringere maximale Geschwindigkeit als diese hat, ist die generelle Aussage der Hypothese über das Verhältnis von PS und Geschwindigkeit bei Autos widerlegt, sie ist falsifiziert.

Deswegen ist eines der entscheidendsten Kriterien von wissenschaftlichen Hypothesen überhaupt, dass sie potentiell falsifizierbar sein müssen. Hier gilt ein ähnlicher Ansatz, wie bei der empirischen Beobachtbarkeit: Ob ein Baby Erinnerungen an ein vorhergehendes Leben hat, ist schlicht nicht falsifizierbar, weil man es nicht messen kann. Genauso wenig kann man subjektive Beschreibungen falsifizieren: Das Fell von Labradoren ist schöner, wenn sie ein bestimmtes Futter bekommen. „Schön“ ist nicht empirisch messbar und es ist nicht möglich zu widerlegen, dass ein bestimmter Beobachter ein Fell „schön“ findet (Bortz und Döring 2002: 7f).

Beispiel für eine korrekt formulierte Hypothese

Eine wissenschaftlich korrekte Hypothese wäre somit beispielsweise: Je höher die PS Zahl von Autos ist, desto höher ist die maximal mögliche Geschwindigkeit, die man mit ihnen fahren kann.

Diese Aussage beschreibt reale Sachverhalte, die man empirisch untersuchen kann. Die Aussage ist ein All-Satz und generalisiert die Aussage auf alle Autos. Die Hypothese weist die Formalstruktur eines Konditionalsatzes auf, indem sie ein „Je-desto-Satz“ ist. Und man kann die Hypothese potentiell widerlegen, indem man ein Auto findet, dass eine höhere PS Zahl als andere hat, aber dennoch eine geringere maximale Geschwindigkeit aufweist als diese. Handelt es sich übrigens um eine personenbezogene Hypothese, solltest Du auf eine gendergerechte Sprache achten, etwa durch das Gendern mit Doppelpunkt.

Aber wie kann man im Rahmen seines eigenen Forschungsvorhabens formal richtige aber auch interessante Hypothesen formulieren?

Hypothesen in der Bachelorarbeit und Masterarbeit logisch aus der Theorie ableiten

Möchte man eine spannende Hypothesen formulieren, muss der Fokus immer auf dem Thema, der Fragestellung und dem Erkenntnisinteresse liegen. Klassischerweise zerlegt man die eigene Theorie in Einzelaussagen und überträgt diese in Hypothesen.

Gewinnt man auf diese Weise Hypothesen, um sie anschließend empirisch zu überprüfen, geht man damit ganz klassisch deduktiv-nomologisch vor: Man leitet aus der Theorie, dem allgemeinen Gesetz (nomos) ein zu erklärendes Phänomen (die Hypothese) her, man deduziert also (Bortz/Döring 2002: 20). (siehe dazu eine Einführung in das Prinzip der Deduktion).

Hypothesen sollen also zu diesem Zeitpunkt noch nicht hinreichend abgesichert sein. Sie gehen ganz bewusst über den aktuellen Erkenntnisstand hinaus und sollen in der folgenden empirischen Untersuchung, beispielsweise durch Umfragen oder ein Interview erst noch überprüft werden (Bortz 2005: 108). Hilfe erhält man beispielsweise bei einer professionellen Datenanalyse Beratung oder einem Statistik Service.

An dieser Stelle zeigt sich oft, wie brauchbar die eigene Theorie wirklich ist. Das heißt, es zeigt sich, ob sich die verwendete Theorie in logische Einzelaussagen zerlegen lässt und inwiefern diese als Hypothesen funktionieren. Sprich, ob dies Aussagen über alle realen Sachverhalte in einem bestimmten Bereich sind, die empirisch überprüfbar und auch zumindest potentiell widerlegbar sind und die zumindest implizit die Form von Konditionalsätzen aufweisen. Andernfalls kann die vorliegende Theorie nicht empirisch überprüft werden. Herrscht hier Unsicherheit, kann auch eine statistische Beratung helfen.

Will man eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit verfassen oder ein wissenschaftliches Buch schreiben, kommt man um das Formulieren von Hypothesen nicht herum. Nur so wird die eigene Theorie empirisch überprüfbar und zeigt ihre Brauchbarkeit. Hält man sich dabei an die oben dargestellten vier Kriterien und entwickelt die Hypothesen folgerichtig anhand eines deduktiv-nomologischen Vorgehens, ist es nicht weiter schwer gute und wissenschaftlich fundierte Hypothesen für die eigene empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit zu entwickeln.

Literatur

Reinhold, Gerd (2000): Soziologie-Lexikon, München, Wien

Döring, Nicola/Bortz, Jürgen (2002): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5., vollständig überarbeitete und erw. Auflage. Berlin, Heidelberg

Bortz, Jürgen (2005): Statistik: Für Human- und Sozialwissenschaftler, Heidelberg

Weiterführende Literatur:

Seiffert, Helmut (2003): Einführung in die Wissenschaftstheorie, Bd. I, München.

 

Autorin: Myriel Balzer

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