- Reicht die Rechtschreibprüfung im Textverarbeitungsprogramm aus?
- Welche typischen Fehler bei der Rechtschreibung gibt es in der Bachelorarbeit und Masterarbeit?
- Wie lassen sich solche Fehler in der Bachelorarbeit oder Masterarbeit entdecken?
- Was sollte man bei der Durchsicht sonst noch beachten?
- Literatur
Bei der Bachelorarbeit oder Masterarbeit können die Inhalte noch so überzeugend sein, wenn im Text die Rechtschreibung miserabel ist. Auch darauf achtet der Prüfer nämlich und kann sogar eine schlechtere Note vergeben. Daher kann eine korrekte Rechtschreibung entscheidend sein. Gerade bei der Überarbeitung sollte man deshalb wie bei einem gedruckten Buch oder Roman besonders sorgfältig sein und die folgenden Rechtschreibtipps beachten.
Reicht die Rechtschreibprüfung im Textverarbeitungsprogramm aus?
Ob Word, Open Office oder andere Textverarbeitungsprogramme – sie alle unterkringeln gerne Wörter, die sie als Fehler wahrnehmen. Doch auf deren Rechtschreibprüfung verlassen sollte man sich gerade bei der Abschlussarbeit nicht. Die Programm erkennen zwar meist Tippfehler, doch nicht ob ein Satz logisch ist, die richtige Wortwahl verwendet wurde oder ein Wort in diesem Zusammenhang richtig geschrieben wurde (vgl. Koch 2015: 128 sowie Haines 2009: 104). Ähnlich sieht es übrigens mit der Kommasetzung aus. Hier werden Fehler ebenfalls nicht hundertprozentig erkannt.
Auch Fremdwörter, Fachbegriffe und Eigennamen von Autoren, die man für seine wissenschaftliche Arbeit benötigt, sind bei den meisten Rechtschreibprogrammen nicht hinterlegt und werden als Fehler markiert. Das kann gerade während des Schreibprozesses stören und beim Ordnen der eigenen Gedanken ablenken.
Daher empfiehlt es sich, die automatische Rechtschreibprüfung zunächst auszuschalten und erst wieder zu nutzen, wenn es ums Gegenlesen geht (vgl. Haines 2009: 104). Wie das zum Beispiel bei Microsoft Word funktioniert, erklärt diese Anleitung der Office-Supports.
Allerdings sollte diese Möglichkeit nur als erster Schritt genutzt werden, um Rechtschreibfehler zu finden und zu beheben (vgl. Haines 2009: 104). Um einen wirklich fehlerfreien Text abgeben zu können, ist ein automatisiertes Programm nicht ausreichend. Stattdessen braucht es mehrere Durchläufe.
Welche typischen Fehler bei der Rechtschreibung gibt es in der Bachelorarbeit und Masterarbeit?
Auch wenn man sich in der Rechtschreibung sicher fühlt, gibt es im Deutschen einige Fallstricke, bei denen sich die Fehler häufen. Die wichtigsten Fehlerquellen werden hier erklärt:
Dass oder das?
Die Frage nach dem „dass“ oder „das“ stellt sich so mancher beim Bachelorarbeit Schreiben. Allerdings gibt es bestimmte Hinweise, welche Schreibweise richtig ist (Hoffmann 20111: 93). Bei „das“ mit einem -s handelt es sich um ein Pronomen. Es wird verwendet, wenn man einen Relativsatz einleitet, der ein Substantiv näher beschreibt. Außerdem lässt es sich ohne weiteres durch welches ersetzen.
Bei einem Satz mit einem „dass“ funktioniert das nicht. Dann ist es eine Konjunktion, die den Nebensatz einleitet. Meistens steht es nach Verben wie „sagen“ oder „meinen“ (Staden 2016: 81f).
Beispiel:
Er beendet das Studium, das sechs Semester dauerte.
Er sagt, dass er das Studium in sechs Semestern beendet.
Achtung, Verwechslungsgefahr!
Manche Wörter klingeln zwar gleich, haben aber eine komplett unterschiedliche Bedeutung, je nachdem in welchem Zusammenhang sie stehen. So ist „seid“ eine Verbform von „sein“, „seit“ dagegen eine Präposition oder Konjunktion, die auf eine bestimmte Zeitspanne hinweist.
Beispiel:
Ihr seid vorbildliche Studenten!
Er studiert seit dem letzten Wintersemester.
Ähnliches gilt für die Wörter „wieder“ und „wider“ oder „indem“ und „in dem“ (vgl. Staden 2016: 74 sowie Hoffmann 2011: 75). Hier verwechselt man schnell die korrekte Schreibweise und sollte bei der sprachlichen Optimierung gezielt darauf achten.
Stolperfalle Fremdwort
Gerade bei nicht geläufigen Fremdwörtern und Fachbegriffen vertippt man sich schnell. Auch die Bildung der Mehrzahl unterscheidet sich manchmal von der im Deutschen, zum Beispiel „Praktikum/Praktika“ oder „Index/Indizes“.
Durch die neue Rechtschreibung existiert von einigen eingedeutschten Fremdwörtern eine alte neben einer modernen Schreibweise, wie bei „Biographie“ und „Biografie“ (Staden 2016: 85 und 88). Hier ist es vor allem wichtig, sich für eine Form zu entscheiden und diese einheitlich im gesamten Text zu verwenden (vgl. Haines 2009: 105). Im Notfall hilft immer der Griff zum Fremdwörterbuch.
Wenn Singular auf Plural trifft
Gerade wenn man in einem Satz nachträglich etwas ergänzt oder streicht, passt manchmal das Subjekt nicht mehr mit dem zugehörigen Verb zusammen. Dieses steht dann im Plural, obwohl im Satz nur von einer Person die Rede ist oder umgekehrt. Daher sollte man besonders darauf achten, ob beide Formen des Numerus übereinstimmen (Siehe hierzu auch einen Artikel auf ZeitOnline).
Beispiel:
Autor X kommt zu folgenden Forschungsergebnissen
Autor X und Y kommen zu folgenden Forschungsergebnissen
Übrigens: Bei personenbezogenen Wörtern solltest Du auch im Plural geschlechtergerecht formulieren, etwa durch Gendern mit Binnen-I.
Wie lassen sich solche Rechtschreibfehler in der Bachelorarbeit oder Masterarbeit entdecken?
Gerade bei eigenen Texten entwickelt man eine gewisse Betriebsblindheit für Rechtschreibfehler. Schließlich hat man die Sätze bereits gefühlt tausend Mal gelesen, an einzelnen Wörtern immer wieder gefeilt. Stimmt etwas nicht, übersieht man das schnell – vor allem auf dem Bildschirm (vgl. Koch 2015: 128). Das gilt besonders für kleine Unterschiede wie beim Gedankenstrich und Bindestrich.
Daher hilft es, wenn man sich den Text ausdruckt und sich Zeit nimmt, ihn noch einmal zu überprüfen. Wer diesen laut vorliest, bemerkt vor allem Fehler, sobald er irgendwo ins Stolpern gerät. Am besten macht man die Überarbeitung der Bachelorarbeit oder Masterarbeit in mehreren Etappen. Denn mit den Seiten nimmt auch die Konzentration ab und man erkennt seine eigenen Fehler nicht mehr.
Pausen beim Gegenlesen sind daher unerlässlich. Die Redewendung „eine Nacht drüber schlafen“ gilt auch hierbei. Denn Fehler entdeckt man häufig, wenn man die Abschlussarbeit nicht sofort nach dem Schreiben liest, sondern eine Weile unbearbeitet liegen lässt (vgl. Heimes 2011: 76).
Bei mehreren Durchläufen empfiehlt es sich, die Bachelorarbeit oder Masterarbeit in verschiedenen Schriftgrößen oder Schriftarten auszudrucken. Denn das lässt einem den Text noch einmal aus einer neuen Perspektive lesen. Rechtschreibfehler, die man zuvor nicht erkannt hat, fallen jetzt deutlicher ins Auge. (vgl. Heimes 2011: 76).
Was sollte man bei der Durchsicht sonst noch beachten?
Vier Augen sehen mehr als zwei. In vielen Fällen ist es die bessere Entscheidung, die sprachliche Optimierung in andere Hände zu geben und sich nicht auf seine Schreibkompetenzen allein zu verlassen – vor allem nicht kurz vor dem Abgabetermin (vgl. Koch 2015: 35) oder wenn man nicht die Möglichkeit hat, den Text liegen zu lassen und sich Zeit zu nehmen. Denn gerade kleine Fehler, wie ein falsch gesetztes Apostroph, können in der Eile leicht übersehen werden.
Wer Freunde, Verwandte oder Familienmitglieder hat, die fit in Rechtschreibung sind, sollte sie bitten, einmal oder mehrmals über die Abschlussarbeit zu lesen. Gerade jemand Fachfremdes erkennt, wenn etwas nicht logisch ist und schlägt Fachbegriffe nach, die er nicht versteht.
Kennt man niemanden aus seinem Bekanntenkreis, der sich dafür eignet oder Zeit hat, ist ein professionelles Lektorat für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit eine gute Alternative. Denn dort wird die Abschlussarbeit von Rechtschreibprofis betreut, die besonders auf typische Fehlerquellen achten. An der Universität Bielefeld kann man in bestimmten Fällen für die entstehenden Kosten sogar einen Zuschuss beantragen.
Nicht nur im Schuldiktat zählt eine fehlerfreie Rechtschreibung, auch im Studium kann sie für die Note entscheidend sein. Für die Überarbeitung sollte man daher viel Zeit einplanen und mehrfach den gesamten Text prüfen. Gerade auf häufige Fehlerquellen sollte man dabei ein Auge richten. Denn die Rechtschreibprogramme von Word & Co erkennen nicht alle Fehler.
Literatur
Haines, Maria (2009): ABC der wissenschaftlichen Abschlussarbeit, Paderborn.
Heimes, Silke (2011): Schreiben im Studium: das PiiP-Prinzip. Mit 50 Tipps von Studierenden für Studierende, Göttingen.
Hoffmann, Monika (2011): Deutsch üben fürs Studium, Paderborn.
Koch, Günther (2015): Studieren mit Köpfchen. Clever lernen, entspannt planen, leichter punkten, Paderborn.
Staden, Steffi (2016): Rechtschreibung und Zeichensetzung endlich beherrschen, 2. Aufl. Paderborn.