- Möglichkeiten und Grenzen von Online-Umfragen für die Bachelorarbeit und Masterarbeit
- Online-Befragungen: Professionelle Anbieter helfen
- Kurz vorgestellt: Wichtige Anbieter
- Befragte für die Bachelorarbeit und Masterarbeit finden: Gar nicht so einfach
- Befragte ansprechen: Einfach per E-Mail
- Die richtigen Fragen stellen: Standardisieren hilft
- Auswertung: Es muss nicht immer SPSS sein
- Literatur
Befragungen sind eine der wichtigsten Datenquellen in den Sozialwissenschaften und für eine empirische Arbeit. „Wie oft essen sie Schokolade?“ – „Welchen Politiker finden Sie besonders sympathisch“ – solche und andere Fragen lassen sich besonders einfach und günstig in Online-Umfragen stellen. Welche Vor- und Nachteile das bringt, was dabei zu beachten ist und wie man am besten vorgeht erklärt dieser Beitrag.
Möglichkeiten und Grenzen von Online-Umfragen für die Bachelorarbeit und Masterarbeit
Hat man erst einmal Hypothesen für die empirische Abschlussarbeit oder Dissertation aufgestellt, versuchen viele diese durch Umfragen zu verifizieren. Dabei bieten Online-Umfragen große Vorteile. Das Vorgehen ist kostengünstig und die Antworten werden im Regelfall automatisch in eine Datenbank übertragen. Sie müssen also, anders als bei einem Papier-Fragebogen, nicht erst von Hand codiert und erfasst werden. Auch die Anonymität ist ein Pluspunkt: Bei vielen Themen erhalten Interviewer oft keine ehrliche Auskunft. Außerdem weiß man aus Experimenten, dass die Person des Befragers Einfluss auf die Antwort hat. So äußerten die Teilnehmer in einem Test gegenüber älteren Interviewern deutlich konservativere politische Ansichten als gegenüber jüngeren (Kromrey et al. 2016).
Aber nicht für alle Erhebungsarten sind Online-Umfragen geeignet. Für qualitative Vorgehensweisen, beispielsweise mit einem narrativen Interview, sind sie weniger gut zu verwenden. Und Zielgruppen, die nicht online sind, bleiben natürlich außen vor.
Online-Befragungen: Professionelle Anbieter helfen
Bei der Erstellung einer Internet-Umfrage für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit helfen vorgefertigte Befragungs-Werkzeuge. Meist kostenlos sind Tools, die vom Nutzer selbst betreut und auf der eigenen Website eingebaut werden müssen. Wer mit dem Redaktionssystem WordPress (Infos dazu findet man unter wordpress.org) arbeitet, kann beispielsweise das Plugin WP Polls nutzen. Allerdings sollte man in diesem Fall zumindest ein paar grundlegende IT-Kenntnisse mitbringen.
Bequemer sind Anbieter wie Unipar, Q-Set, SurveyMonkey oder LamaPoll. Hier wird die Umfrage vom Dienstleister auch gehostet und technisch betreut. Das bedeutet, dass der Nutzer zunächst nur den Fragenkatalog erstellt und die Befragten akquiriert. Diese werden dann auf die Seite des Partners geleitet und beantworten dort die Fragen. Bei vielen Dienstleistern lässt sich gegen einen Aufpreis auch die Optik so anpassen, dass sie der des Auftraggebers entspricht.
Wenn alle Teilnehmer die Umfrage abgeschlossen haben, bekommt der Auftraggeber einen Datensatz, beispielsweise in Form einer CSV-Datei. Gute Anbieter unterstützen ihre Kunden auch beim Erstellen des Fragebogens. Allerdings sind diese Dienste meist nicht kostenlos. Zur Not ist es außerdem oft sinnvoll, sich Unterstützung in Form von gezielter Statistik Nachhilfe oder eine statistische Beratung zu suchen, damit der Umgang mit Datensätzen schon sitzt.
Kurz vorgestellt: Wichtige Anbieter
Unipark: Das wohl am häufigsten von Studenten verwendete Online-Umfrage-Tool ist Unipark. Es ist explizit für Studenten, ihre Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation und Institute. Viele Universitäten haben auch eine Campus-Lizenz, sodass die Studenten aus allen möglichen Fachbereichen Zugriff darauf haben. Ansonsten gibt es recht günstige Studentenpreise, die sich nach der Nutzungslänge richten. Generell ist Unipark sehr flexibel in der Gestaltung des Fragebogens. Export der Daten ist für Excel und SPSS möglich.
Q-Set: Wer Online-Umfragen kostenlos erstellen will, der findet bei Q-Set eine vergleichsweise gute Möglichkeit ohne Gebühren. 2.000 Fragen können kostenlos ausgewertet werden, also beispielsweise 200 Fragebögen mit zehn Fragen oder 100 Fragebögen mit 20 Fragen. Schüler und Studenten können sogar 4.000 Fragen kostenlos auswerten lassen. Die Daten werden als SPSS-Datei ausgeliefert. Allerdings enthält die kostenlose Version Werbung.
SurveyMonkey: Das Unternehmen aus den USA ist einer der größten Anbieter von Online-Befragungen. Das Unternehmen bietet verschiedene Pakete. Bei der Gratis-Version können maximal 100 beantwortete Fragebögen mit 10 Fragen ausgewertet werden. Kostenpflichtige Pakete bieten eine größere Anzahl von Fragen und Fragebögen, besseren Service und Extras wie Signifikanztests. Allerdings werden deutsche Kunden von Dublin aus betreut.
LamaPoll: Das Berliner Unternehmen bietet ebenfalls eine kostenlose Basisversion. Dabei sind 10 Fragen mit maximal 50 Teilnehmern kostenlos, für Studierende bis zu 500 Teilnehmer. Insgesamt ähnelt das Angebot dem von SurveyMonkey. Das Unternehmen wirbt aber damit, dass alle Daten nach den deutschen Datenschutzgesetzen behandelt und in Deutschland verarbeitet werden. Kunden von SurveyMonkey müssen dagegen der Übertragung ihrer Daten auf Server außerhalb Europas zustimmen.
Befragte für die Bachelorarbeit und Masterarbeit finden: Gar nicht so einfach
Auf vielen Internetseiten finden User kleine Online-Abstimmungen, beispielsweise zu Fragen wie „Soll der Solidaritätszuschlag abgeschafft werden“. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Erhebungen aber unbrauchbar, auch wenn sie teilweise mit dem Hinweis daher kommen, sie seien aufgrund der hohen Zahl von Antworten repräsentativ (Bartsch et al. 2012). Dass diese Aussage falsch ist, zeigt schon ein kleines Gedankenexperiment: Würden die Antworten auf die Frage nach einer Steuersenkung auf der Seite des Handelsblatts wohl genauso ausfallen und wie bei der linken taz?
Einfach ist es, wenn die Befragung auf einen kleinen Kreis begrenzt ist, beispielsweise die Schüler der Klasse 10a einer Schule oder die Mitarbeiter eines Betriebs. In diesem Fall befragt man einfach alle Personen.
Häufig möchte man auch Kunden befragen. Gerade bei Online-Anbietern ist das einfach. Nach Abschluss der Bestellung wird einfach noch die Aufforderung versendet, an einer Umfrage teilzunehmen.
Bei großen Gruppen ist das nicht möglich. Beispielsweise wenn alle Wahlberechtigten in Deutschland die Grundgesamtheit bilden oder alle potentiellen Kunden einer Würstchenmarke. Wichtig ist dann eine möglichst repräsentative Auswahl der Befragten. Das bedeutet alle Altersgruppen, Einkommensklassen und Geschlechter sollten unter den Befragten genauso vorkommen wie in der Grundgesamtheit. Also in jener Gruppe, über die man eine Aussage treffen will.
Für wissenschaftliche Zwecke bieten Dienstleister wie das SoSci Panel den Zugang zu Befragten an. Alternativ können Befrager auch Merkmale wie Alter, Geschlecht und Einkommen erheben und die Ergebnisse entsprechend gewichten.
Befragte ansprechen: Gerne per E-Mail
Wenn man die Zufriedenheit der Kunden mit einer neuen Website erheben will, reicht es meist die Umfrage in die eigene Website zu integrieren. Bei anderen Befragungen bietet es sich an, die Teilnehmer per E-Mail einzuladen. Das hat den Vorteil, dass die Kunden nur auf einen Link klicken müssen. Sie werden dann automatisch zur Befragungsseite weitergeleitet. Außerdem ist diese Form kostengünstig.
Wenn eine hohe Beteiligung gewünscht ist, kann eine schriftliche Anspreche per Brief aber sinnvoll sein. Viele E-Mails landen nämlich im Spam-Ordner oder im Papierkorb.
Die richtigen Fragen stellen: Standardisieren hilft
Gute Tools bieten zahlreiche Möglichkeiten, Fragen zu stellen. Der Klassiker sind dabei geschlossene Fragen, bei denen der Befragte nur aus vorhandenen Antwortmöglichkeiten auswählen kann (Gräf 2012). Er kann dann beispielsweise auf die Frage „Wie gerne mögen Sie Statistik“ mit „sehr gut“, „gut“, „weniger gut“ oder „gar nicht“ antworten. Alternativ kann er sich auch auf einer Skala, beispielsweise von 1 bis 10, selbst verorten.
Freitext kann man dagegen schwer auswerten. Wer die Umfrage über ein Tablet Gerät oder ein Mobiltelefon beantwortet, wird erst recht keinen langen Text schreiben wollen. Trotzdem können offene Fragen teilweise sinnvoll sein. Gute Anbieter bieten auch die Kombination von offenen und geschlossenen Fragen. Auf die Frage nach der Nationalität gibt es dann beispielsweise eine Reihe vorgewählter Antworten. Wer seinen Heimatstaat dort nicht findet, kann ihn in einem Freitextfeld eingeben.
Daneben gilt für Online-Umfragen das gleiche wie für klassische Umfragen: Die Fragen müssen verständlich sein, eindeutig und vor allem nicht lenkend. Formulierungen wie „Finden Sie nicht auch, dass…“ haben in einer seriösen Befragung nichts verloren (Ebert et al. 2012). Zu einer besseren Verständlichkeit kann die Verwendung der Einfachen Sprache beitragen. Dass die Fragen natürlich alle fehlerlos gestellt sein müssen, versteht sich von selbst. Zur Sicherheit ist es deshalb empfehlenswert, alle Fragen und Texte, die man verwenden will, vorher sprachlich zu verbessern.
Auswertung: Es muss nicht immer SPSS sein
Die Daten erhalten Kunden oft bereits für SPSS aufbereitet. Üblich ist aber auch die Lieferung einer CSV-Datei. Diese kann man dann in Excel oder auch in eine andere Statistik-Software wie R importieren (Hinweise zu R findet man auf der Seite des R Project). Zwar liefern einige Unternehmen Signifikanztests bereits mit, es ist aber oft sinnvoll die Aussagekraft selbst zu prüfen. Auch mit einer Datenanalyse Beratung oder einem Statistik Service können Dienstleister helfen.
Anbieter wie Unipark, LamaPoll, SurveyMonkey oder Q-Set helfen bei Online-Befragungen. Wer technisches Wissen mitbringt, kann auch kostenlose Tools nutzen und in die eigene Website einbauen. Natürlich gelten auch hier die grundsätzlichen Anforderungen an aussagekräftige Umfragen.
Literatur
Gräf, Lorenz (2010): Online-Umfragen, Münster.
Ebert, Thomas / Kuckartz, Udo / Rädiker, Stefan / Stefer, Claus (2012): Evaluation online, Wiesbaden.
Bartsch, Simone / Engel, Uwe / Schnabel, Christiane / Vehre, Helene (2012): Wissenschaftliche Umfragen, Frankfurt am Main.
Kromrey, Helmut / Roose, Helmut / Strübing, Jörg (2016): Empirische Sozialforschung, Konstanz.