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Gendergerechte Sprache – So funktioniert’s!

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Gendergerechte Sprache


Gendergerechte Sprache als Thema – niemand, der auch nur eine Seminararbeit schreiben will, kommt heute schließlich mehr daran vorbei, auch und gerade für wissenschaftliches Arbeiten. Das hat auch gute Gründe, denn Sprache und Bewusstsein sind eng miteinander verbunden. Zu den Bemühungen um Gleichberechtigung der Geschlechter gehört daher auch immer eine geschlechtergerechte Sprache (siehe dazu auch den Leitfaden der Universität Bern).

Was ist gendergerechte Sprache?

Geschlechtergerechte Sprache – synonym auch gendergerechte Sprache – zielt dabei auf eine symmetrische Repräsentation aller im Text erwähnten Geschlechter ab. Sie will sowohl eindeutig sein  als auch Diskriminierung verhindern. Dazu konzentriert sie sich auf zwei Schwerpunkte: Erstens die Sichtbarmachung und zweitens die Neutralisierung.

Um Geschlechter indes sichtbar zu machen, musst Du sie für einen wissenschaflichen Schreibstil so eindeutig wie möglich benennen. Das geht entweder durch explizite Doppelnennung oder durch eine der unten ausgeführten kürzeren Varianten. Willst Du Deinen Text dagegen neutral halten, bist Du mit Begriffen gut beraten, die von Natur aus geschlechtsneutral sind. Außerdem gibt es einige Kniffe, um genderneutrale Worte zu kreieren.

Wenn klar ist, dass es sich bei einer Gruppe im Text ausschließlich um Männer oder Frauen handelt, musst Du übrigens nicht gendern. Dann sind die entsprechend maskulinen oder femininen Wortformen völlig ausreichend.

Bedeutung des Binnen-I für gendergerechte Sprache

Das Binnen-I ist dabei eine der Möglichkeiten für geschlechtergerechte Sprache, Frauen und Männer in nur einem Wort sichtbar zu machen. Statt „Studentinnen und Studenten“ schreibst Du einfach „StudentInnen“. Das spart Platz, hat allerdings auch Nachteile. Es lässt sich beispielsweise schlecht sprechen, da es leicht mit der femininen Form „Studentinnen“ verwechselt wird. Auch ist es grammatisch nicht korrekt, denn laut den Regeln der Groß- und Kleinschreibung sieht das Deutsche keine Großbuchstaben innerhalb eines Wortes vor.

Du kannst aber noch auf andere Möglichkeiten zurückgreifen, um beide Geschlechter anzusprechen. Das sogenannte Splitting beispielsweise trennt die männliche und weibliche Form durch einen Schrägstrich: „der Dozent/die Dozentin“ oder „ein/-e Mitarbeiter/-in“. Laut Duden ist der Bindestrich hinter dem Schrägstrich übrigens verpflichtend, auch wenn er in der Praxis nicht immer verwendet wird (Diewald/Steinhauer (2017), S. 43).

Außerdem gibt es die Klammerung. Dabei werden die femininen Endungen in Klammern dazugesetzt: „Dozent(innen)“, „Professor(inn)en“ usw. Allerdings wird diese Variante nicht von allen Menschen als gendergerechte Sprache empfunden, da die Einklammerung der femininen Wortteile als Abwertung verstanden werden kann (Diewald/Steinhauer (2017), S. 48). Ansonsten kannst Du folglich auch auf die Doppelnennung der Geschlechter zurückgreifen und immer von „Lehrern und Lehrerinnen“ oder „Professorinnen und Professoren“ schreiben.

Was ist das Gender-Sternchen?

Nicht alle Menschen fühlen sich jedoch einem der beiden Geschlechter männlich/weiblich zugehörig. Da gendergerechte Sprache den Anspruch hat, auch diese Menschen sprachlich sichtbar zu machen, gibt es das Gender-Sternchen. Das Sternchen steht dabei zwischen der maskulinen und femininen Wortform: „Student*innen“.

Das gleiche Ziel verfolgt mitunter auch der Gender-Gap. Statt eines Sternchens verwendest Du dabei einen Unterstrich: „Professor_innen“. Einige Menschen sehen den Gender-Gap kritisch, da er als Lücke auf die Nichtexistenz weiterer Geschlechter hinweisen könne. Die gleiche Lücke wird von anderen dagegen als Platz für freie Entfaltung betrachtet. Im Moment ist der Gender-Gap jedoch gebräuchlicher.

Unser Tipp:

Gender-Sternchen und Gender-Gap kannst Du übrigens auch in der gesprochenen Sprache deutlich machen. Leg dafür beim Sprechen einfach eine winzige Pause an der Stelle mit dem Sonderzeichen ein.

Wie funktioniert Neutralisierung der Sprache?

Für gendergerechte Sprache muss neben der Sichtbarmachung auch die Neutralisierung, also die Verwendung möglichst geschlechtsneutraler Ausdrücke berücksichtigt werden.

Einige Begriffe sind von Natur aus geschlechtsneutral, beispielsweise „Mensch“ oder „Person“, „Eltern“ oder „Leute“. Sie lassen sich zudem gut mit beschreibenden Begriffen kombinieren. So kannst du statt „jeder Einzelne“ auch „jeder einzelne Mensch“ schreiben.

Außerdem kannst Du durch substantivierte Partizipien oder Adjektive genderneutrale Pluralformen bilden. Statt „Studenten“ schreibst Du „Studierende“, statt „Leser“ „Lesende“ und statt „Interessenten“ „Interessierte“. Allgemein ist es jedoch grammatisch sehr viel einfacher, Pluralformen zu verwenden (Diewald/Steinhauer (2017), S. 49).

Wenn Du genderneutrale Begriffe verwenden möchtest, gerade wenn du große Arbeiten wie eine Dissertation schreiben willst, oft auch einfach Kreativität gefragt. Weitere Anregungen dafür findest Du in der Tabelle am Ende des Artikels.

Kritik an geschlechtergerechter Sprache

Geschlechtergerechte Sprache ist allerdings nicht unumstritten. Einer ihrer Kritiker ist beispielsweise der emeritierte Professor für deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam, Peter Eisenberg. Er betont dabei den Unterschied zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht vieler Begriffe. Das Wort „Lehrer“ beispielsweise umfasse sowohl die männliche Lehrperson als auch die Berufsbezeichnung – eine Doppeldeutigkeit, die der „Lehrerin“ fehle.

Außerdem weist Eisenberg auf einige konkrete Schwierigkeiten gendergerechter Sprache hin, etwa bei der Substantivierung von Partizipien. „Trinker“ seien schließlich nicht dasselbe wie „Trinkende“. Auch die Nutzung des Gender-Sternchens bemängelt er, weil dieses ausgerechnet die maskuline und feminine Endung des Wortes betone, obwohl es doch alle Geschlechter ansprechen wolle (siehe hierzu Eisenbergs Artikel bei der Bundeszentrale für politische Bildung).

Eine ausführliche Kritik zum Thema gendergerechte Sprache findest Du beispielsweise auch in Thomas Kubeliks Buch „Genug gegendert!“.

Gendergerechte Sprache: Pro und Contra

Bislang gibt es für geschlechtergerechte Sprache keine Norm, sondern lediglich Empfehlungen (Diewald/Steinhauer (2017), S. 11). Dementsprechend unterschiedlich sind die Positionen, die sich für oder gegen gendergerechte Sprache aussprechen.

Der wichtigste Contra-Punkt ist – nicht nur bei Eisenberg – der Unterschied zwischen natürlichem Geschlecht einerseits und grammatischem Geschlecht andererseits. Dass es diesen Unterschied gibt, ist nicht von der Hand zu weisen.

Allerdings legen Studien nahe, dass nicht zwangsläufig alle Geschlechter mitgedacht werden. Auch wenn also das grammatische Geschlecht gemeint ist, kann das Publikum das natürliche Geschlecht assoziieren. Beim generischen Maskulinum sind Männer immer direkt angesprochen, Frauen hingegen müssen sich die Ansprache aus dem Kontext erschließen (Diewald/Steinhauer (2017), S. 27-29). Genau das will die gendergerechte Sprache aber verhindern. Das ist somit ein wichtiger Punkt für die Pro-Liste.

Inwieweit nicht gendergerechte Sprache zum Verständnisproblem werden kann verdeutlicht dabei folgender Ausschnitt:

Beispiel geschlechtergerechte Sprache
Abb. 1: Ausschnitt im Leitfaden der Universität Köln: Das Problem mit dem generischen Maskulinum

Die Uni Leipzig hat übrigens den Spieß umgedreht und verwendet in ihrer Grundordnung von 2013 ein generisches Femininum. Wie Schuster bezüglich des generischen Femininums schreibt, soll das zu Verwirrung führen, wodurch der gewöhnliche Sprachgebrauch in Frage gestellt werden soll. (Schuster, 2015, S. 4)

Gendergerechte Sprache im Studium

Viele Unis haben inzwischen eigene Leitfäden für geschlechtergerechte Sprache. Wenn du eine Bachelorarbeit oder auch eine Masterarbeit schreiben willst, solltest Du dir in jedem Fall Gedanken darüber machen, deine Arbeiten in geschlechtergerechter Sprache zu verfassen. Wie Schönborn und Stahr dazu schreiben, sei die Auseinandersetzung mit genderspezifischen Themen an einer Hochschule auch ein Indikator für guten Unterricht. (Schönborn, Stahr, 2009, S. 15f) Auch der Universität Würzburg ist nicht-sexistischer Sprachgebrauch ein wichtiges Anliegen.

Allerdings können auch Lehrende der gendergerechten Sprache unterschiedlich gegenüberstehen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, sind doch nicht einmal Fachleute sich darüber einig. Erkundige dich im Zweifelsfall bei den Prüfungsverantwortlichen, ob darauf Wert gelegt wird.

Wenn du gendergerechte Sprache benutzt, achte unbedingt auf Einheitlichkeit. Die Doppelnennung und verschiedene genderneutrale Begriffe können sich dabei meist problemlos abwechseln. Bei den verkürzenden Varianten bzw. bei Gender-Sternchen und Gender-Gap solltest du dich aber auf eine Form festlegen.

Checkliste für gendergerechte Sprache

Hier findest Du noch einmal im Überblick einige Beispiele für gendergerechte Sprache:

Möglichkeiten der Sichtbarmachung

Personen/

Bezeichnung

Möglichkeiten der Neutralisierung
Doppelnennung der männlichen und weiblichen Form (Paarform) Studentinnen und Studenten
Binnen-I ProfessorInnen
Splitting Der/die Dozent/Dozentin, die Professor/inn/en, ein/e Mitarbeiter/in
Klammerung Doktorand(inn)en, Seminarleiter(innen)
Gender-Sternchen Student*innen
Gender-Gap Lehrer_innen
Beide Geschlechter in ausgewogenem Verhältnis abwechselnd nennen Student, Professorin, Dozent, Mitarbeiterin
  Person, Mensch, Mitglied, Elternteil, Leute, Eltern, Geschwister, Kinder Von sich aus genderneutrale Begriffe
Alle, wer, niemand, jemand Genderneutrale Pronomen
Studierende, Interessierte Substantivierungen (Plural)
Teamleitung, Hilfskraft, Präsidium Ableitungen
Die Prüfungsanmeldungen sind einzureichen Passivbildungen
Herausgegeben von Partizipien

Eine Checkliste mit der du nach dem Schreiben deiner Texte kontrollieren kannst, ob du die gendergerechte Sprache auch richtig angewendet fast, findest du hier:

heckliste
Abb. 2: Checkliste für gendergerechte Texte aus dem Leitfaden der Universität Kassel

An gendergerechter Sprache kommt man heutzutage also nicht mehr vorbei. Doch muss das Verwenden dieser noch kein Beinbruch sein, denn wenn du dich an die obigen Maßnahmen hältst, kann das auch ganz einfach sein. Und wer weiß, vielleicht verschafft dir dies beim wissenschaftlichen Arbeiten vielleicht sogar eine bessere Note.  

Literatur

Diewald, Gabriele/Steinhauer, Anja (2017): Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verständlich schreiben, 1. Auflage Berlin.

Kubelik, Thomas (2013): Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache, 1. Auflage Halle.

Schönborn, Anette; Stahr, Ingeborg (2009): Gender als Indikator für gute Lehre: Erkenntnisse, Konzepte und Ideen für die Hochschule.

Schuster, M. D. (2017): Ausgrenzung ausdrücklich erwünscht! Wie gesellschaftliche Differenz und Macht durch Sprache konstruiert werden. Eine bildungswissenschaftliche Analyse.

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