Die Wenigsten denken mit großer Vorfreude an diese Pflichtaufgabe. Aber irgendwann im Verlaufe eines Semesters findet fast jeder Studierende vor sich eine Liste, in die er neben seinem Namen und seiner Matrikelnummer auch das Wunschthema für das Pflicht-Referat eintragen soll. Und dann beginnt sie auch schon – die Zeit der Vorfreude. Wobei die Wenigsten den eigentlichen Bammel vor einer schlechten Benotung, sondern hauptsächlich davor haben, sich vor den Kommilitonen zu blamieren. Schließlich spricht man als Studierender zu seinesgleichen.
Wie geht man also am besten mit dieser Situation um? Welche Tricks und Kniffe gibt es, die dabei helfen können, das Referat zu einem Erfolgserlebnis zu machen? Dieser Artikel vermittelt hierzu die notwendigen Tipps und zeigt auf, wie man sein erlerntes Wissen erfolgreich vermitteln und eine kritische Zuhörerschaft mithilfe einiger Fertigkeiten und Tricks obendrein noch begeistern kann.
Vortrag, Referat oder Präsentation
Heutzutage stehen nicht selten schon für Schüler erste Grundlagen in Sachen Rhetorik auf dem Lehrplan. Aber spätestens jetzt, als Student, sollte man es genau wissen. Ein Referat im Rahmen eines Studiums – ob zum Verteidigen der Abschlussarbeit oder als Prüfungsleistung im Seminar – immer verfolgt man konkrete Ziele. Anstatt Kunden, Kollegen oder Chefs überzeugen oder Impulse in Sachen Motivation setzen zu wollen, geht es bei einem Referat darum, eine Leistung zu erbringen, die anschließend kritisch bewertet und benotet wird.
Häufig unterliegen Referate formalen Anforderungen bzw. Vorgaben der Unis, aber fast immer muss sich der Referent im Anschluss seiner Ausführungen kritische Fragen gefallen lassen sowie eine vollständige Dokumentation seines Referats übergeben.
Die Basics
Der erste Schritt mag simpel erscheinen – er ist es aber nicht. Selbst das größte Präsentationstalent wird inhaltliche und fachliche Schwächen des Vortrags nicht durch rhetorische Kniffe ausgleichen können. Deshalb ist der erste und wichtigste Schritt für ein gelungenes Referat eine intensive Einarbeitung in das Thema. Mit anderen Worten, man muss wissen wovon man spricht.
Struktur und Gliederung
Dabei hilft es, den erlernten Stoff frühzeitig logisch zu strukturieren und eine Gliederung zu erstellen – genauso wie man es für eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit auch tun würde. Denn diese Struktur hilft nicht nur bei der Einarbeitung in das Thema den Überblick zu behalten sondern auch beim Lernen des Stoffs und beim späteren Vortragen des Referats. Alles, was logisch und folgerichtig aufeinander aufbaut, prägt sich schließlich schneller ein – und zwar nicht nur beim Lernenden sondern auch beim Zuhörer. Hier geht es darum, dass der rote Faden in keiner Abschlussarbeit fehlt. Hat man bei der Abschlussarbeit den Verdacht dass dieser Faden nicht zu erkennen ist, kann man durch ein Lektorat für eine Masterarbeit oder Bachelorarbeit Sicherheit gewinnen. Bei einem Referat hilft es, einmal einen Probevortrag zu halten, etwa vor Freunden oder Kommilitonen.
Die Wahl der Medien
Manchmal werden bei der Wahl der Medien für eine Präsentation uniseitig Vorgaben gemacht. Wer hier frei wählen kann, sollte – je nach Sachverhalt – erwägen, mehrere Präsentationsmedien in das Referat mit einzubeziehen. PowerPoint und Keynote mögen die gängigsten Tools sein, aber sie sind nicht die Einzigen. Warum nicht auch analoge Hilfsmittel wie Flipchart oder Plantafel hinzuziehen, wenn es sich für den Sachverhalt anbietet? Kaum etwas macht mehr Eindruck, als ein gewissermaßen live mit dem Filzstift erläuterter Zusammenhang. Zur Illustration eines weiteren Gliederungspunktes könnte man dann wieder Folien auflegen, wobei man darauf achten sollte, dass man sich auf die wesentlichen Stichpunkte beschränkt und keine Textwürste produziert.
Über einen daran anschließenden Gliederungspunkt könnte man wiederum mithilfe von Grafiken und Tabellen referieren – nur um anschließend wieder zu einer PowerPoint Präsentation oder Keynote zurückzukehren.
Der Vorteil eines solchen Wechsels der Darstellungsmedien liegt in der Abwechslung und damit der gesteigerten Aufmerksamkeit beim Zuhörer. Gleichwohl muss laut Rost (2018), 135 eine solche Art der Präsentation intensiv geübt werden. Denn es bringt nichts, erst am großen Tag festzustellen, dass das Schriftbild auf PowerPoint zu klein geraten ist oder die Vortraggeschwindigkeit nicht zur Anzahl der Folien passt (Vgl. den Leitfaden der Universität Bielefeld).
Der Vortragsstil
Bis jetzt ging es nur um die Frage, wie man den Inhalt technisch am besten umsetzt bzw. darstellt. Aber das Wichtigste bei einem Referat ist natürlich der Referent selbst. Denn was nützt der beste Inhalt, wenn man seine Zuhörer nicht davon begeistern kann.
Deshalb hier zwei Hinweise, die auf den Stil des Vortrags abzielen: langsam sprechen und sich wohlfühlen und Spaß haben.
Man kann davon ausgehen, dass man zu so einem Referat mit einer gewissen Nervosität anreist und wahrscheinlich schneller spricht, als man dies normalerweise tun würde. Das verrät allerdings eine gewisse Unsicherheit und macht es dem Zuhörer außerdem schwerer zu folgen. Deshalb spricht man – insbesondere die Eingangsbemerkungen – betont ruhig und langsam (was im Endeffekt auf die normale Sprechgeschwindigkeit hinausläuft). Denn das beruhigt den Körper und man spricht unwillkürlich mit einer tieferen Stimme, was wiederum einen beruhigenden Effekt auf den Zuhörer ausübt.
Im besten Fall fängt man also durch das ruhige Sprechen an, sich wohlzufühlen und etwas zu entspannen. Nun kann man anfangen, es zu genießen und Spaß zu haben.
Na toll, man ist schon aufgeregt genug und jetzt soll man bei der ganzen Sache auch noch Spaß haben? Nein im Ernst: Wer wirklich Spaß an seinem Thema hat, kann die Rhetorikbücher wegschmeißen.
Im Endeffekt ist es nämlich so, dass diese Freude sich unweigerlich auf die Zuhörer überträgt und man somit automatisch die besten Ergebnisse erzielt. Die besten Tipps und Kniffe nützen nichts, wenn man nicht zumindest ein wenig Spaß und Freude an seinem Thema und dem Vortrag hat (Weiterführende Hinweise zum Thema finden sich auch auf der Website der Goethe Universität Frankfurt am Main).
Die fünf goldenen Sprachregeln
Wer willens und fähig war, die bis hier genannten Tipps zu beherzigen, ist beim Thema Referat eigentlich schon ganz weit vorne. Wer allerdings darüber hinaus noch rhetorisch glänzen will, für den gibt es noch die fünf goldenen Sprachregeln – rhetorische Feinheiten, mit denen man sein Publikum leichter für sich einnehmen kann. Als da wären:
1. Raus aus der Ich-Falle
Jedes Mal, wenn man formuliert „Ich will dies“ oder „Ich möchte auf jenes hinweisen“ könnte der Zuhörer insgeheim denken „Na und? Mach doch, ist mir doch egal.“ Wenn es also nicht gerade um persönliche Meinungsäußerungen geht, sollte das Publikum lieber direkt angesprochen werden.
Anstatt: „Ich möchte jetzt auf die nächste Folie hinweisen.“
Lieber: „Auf der nächsten Folie sehen Sie“.
2. Unbeabsichtigte Wertminderungen vermeiden
Wertmindernde Floskeln sind schnell und in den meisten Fällen unbeabsichtigt dahingesagt, ohne dass man sich über ihre kontraproduktive Wirkung im Klaren ist. Daher aufgepasst bei wertmindernden Redewendungen, die das Publikum geradezu einladen, mit den Gedanken abzuschweifen oder das Gesagte anzuzweifeln.
Anstatt: „Das folgende Modell ist für die meisten wahrscheinlich nichts Neues, dennoch …“
Lieber: „Zur Auffrischung hier noch einmal das bekannte Modell von Müller-Lüdenscheid, sehen Sie nun…“
3. Keine Weichmacher
Konjunktive, Passiv-Formulierungen, unpersönliche Satzkonstruktionen und Füllwörter – all das braucht es nicht in einem Referat. Stattdessen gilt: Je klarer und konkreter die Sprache, desto fesselnder der Vortrag (Vgl. Oppolzer (2010), 13).
Anstatt: „Es wird relativ häufig die Meinung vertreten, man sollte mehr Geld für die Bildung ausgeben.“
Lieber: „Die Bildungsministerin forderte, dass der Staat mehr Geld in die Bildung investieren soll.“
4. Fragen stellen
Wer fragt, der führt – sagt der Volksmund. Und in der Tat fühlen sich Zuhörer stärker in den Vortrag einbezogen, wenn der Referent von Zeit zu Zeit (natürlich rhetorische) Fragen an das Publikum richtet.
Anstatt: „Auf der nächsten Folie sehen Sie ein Modell des neuen XY 100.“
Lieber: „Aber wie funktioniert nun der neue XY 100 genau?“
5. Einen nominalen Sprachstil vermeiden
Besonders kluge Zeitgenossen vertreten die Ansicht, weil er so schön trocken klinge, sei der nominale Sprachstil besonders wissenschaftlich. Aber in Wahrheit verkompliziert er die Dinge nur und lädt das Publikum zum Abschalten ein.
Anstatt: „Dieser Vortrag hegt keine Ambitionen auf eine Erörterung des Renaissance-Begriffs im Allgemeinen. Es geht lediglich um die Darstellung von da Vincis Wirken zu Zeiten der Mailänder Epoche.“
Lieber: „Aber welche Rolle spielte Leonardo da Vinci innerhalb der Mailänder Epoche? Darum geht es heute!“
Wie man sieht, gibt es einiges zu beachten, will man sein Referat zum Erfolg führen. Die Hinweise reichen von einer guten und intensiven Vorbereitung über den Stil des Vortrags bis hin zu rhetorischen Feinheiten im Sprachgebrauch. Werden diese jedoch beachtet, sollte das Referat eine gute Bewertung erfahren.
Literatur
Rost, Friedrich (2018): Lern- und Arbeitstechniken für das Studium, 8.Aufl. Wiesbaden.
Oppolzer, Ursula (2010): Super lernen – Tipps und Tricks von A-Z, Effektiver lernen, Mit vielen Übungen, 7.Aufl. Hannover.