Wenn man die eigene Promotion und Dissertation finanzieren will, gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten. Grundsätzlich unterscheidet man Promovenden, die in einem Beschäftigungsverhältnis an Hochschulen, in der Wirtschaft oder in außeruniversitären Forschungseinrichtungen stehen und Stipendiaten. Den weitaus größten Teil aller Promovierenden machen die Beschäftigen an Hochschulen aus, wie der Vergleich verschiedener Studien der Veröffentlichung “Bestand, Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Promotionsphase (Begleitstudie B1), Studien im Rahmen des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiN) 2017” zeigt. Doch es gibt auch andere Finanzierungsformen, wie dieser Blogbeitrag zeigt.
Wissenschaftliche Berufstätigkeit während der Dissertation
Die wissenschaftliche Berufstätigkeit hat verschiedene Ausprägungen. Man unterscheidet zwischen einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Haushaltsstellen einer Hochschule), die oft an eine Mitwirkung in Forschung und Lehre (insbesondere Lehre) gekoppelt sind und sogenannten Drittmittelstellen.
Abb. 1: Studien zu Beschäftigungverhältnissen von Doktoranden
Drittmittelstellen sind Forschungsstellen, die durch Projekte finanziert sind. Solche Forschungsprojekte werden z.B. vom Bund oder von der Europäischen Kommission finanziert. Es gibt in der Praxis aber auch Mischformen von beiden Stellenarten.
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Der Vorteil solcher Stellen ist, dass man oft auf die Unterstützung studentische Mitarbeiter und Fachbibliothekare zurückgreifen kann. Allerdings gibt es meist eine hohe Belastung durch die Lehrtätigkeit und eine damit verbundene längere Verweildauer an der Hochschule. Der Vorteil einer reinen Drittmittelstelle ist die Unabhängigkeit von der Lehrtätigkeit. Jedoch hat man “nur” eine Finanzierung für die Laufzeit des Projektes. Will man die Promotion finanzieren, hat man nur den Zeitrahmen des Projektes dazu. Schafft man es nicht in der vorgegebenen Frist, muss man meist ohne Finanzierung auskommen.
Weiterhin kommen noch Stellen hinzu, die aus der Wirtschaft finanziert werden, entweder projektgebunden oder projektungebunden. Dies gilt sowohl für Hochschuleinrichtungen als auch für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck Gesellschaft oder die Fraunhofer Gesellschaft. Während in der Grundlagenforschung weniger industrienahe Forschungs- und Beratungsprojekte vorkommen, sind die Schwerpunkte in der angewandten Forschung anders gelagert. Hier besteht ein gewisser Finanzierungs- und Selbstvermarktungsdruck und es gibt wenig Spielraum, eigene (nicht-finanzierte) Promotionsforschung voranzubringen.
Beschäftigungsverhältnis in der Wirtschaft
Entscheidet man sich für eine Promotion in Rahmen einer Tätigkeit für ein Wirtschaftsunternehmen, ist man von Lehraufgaben und Finanzierungsdruck entbunden. Allerdings besteht auch hier der Nachteil, dass die Promotion weitestgehend außerhalb der üblichen Arbeitszeit entsteht. Ein Vorteil ist sicherlich, dass man unabhängig von einer Hochschule und einem Lehrstuhl das Thema frei wählen kann. Idealerweise steht es im Zusammenhang mit dem eigenen Unternehmen oder beruflichen Tätigkeitsgebiet, sodass es zumindest Wissensschnittstellen gibt.
Allerdings gibt es auch hier Tücken. Man braucht idealerweisen einen Betreuer im Unternehmen, der selbst promoviert haben sollte und einen Betreuer an einem Lehrstuhl. Beide sollten sich einig über die Zielsetzung des Promotionsvorhabens sein. Außerdem hat man bei einer Promotion in einem Unternehmen meist wenig wissenschaftliches Netzwerk. Das heißt, es besteht wenig Möglichkeit, sich mit Kollegen fachlich über die Promotion auszutauschen und man kann auch nicht auf die Unterstützung durch studentische Hilfskräfte zurückgreifen. Man sollte sich hier die Gelegenheit schaffen, auch auf wissenschaftliche Konferenzen zu gehen, um zumindest in diesem Rahmen einen Austausch zu schaffen.
Weiterhin erfordert die nebenberufliche Promotion ein hohes Maß an Selbstdisziplin; denn hierbei ist die Literaturrecherche, Forschen, Schreiben, Formatierung und Plagiatsprüfung meist Privatsache und erfolgt in der Freizeit. Die hohe zeitliche Doppelbelastung über Jahre hinweg ist sicherlich ein großer Nachteil dieser Form, die Promotion zu finanzieren.
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Am Graduiertenkolleg die Dissertation verfassen
Stipendiaten in einem Graduiertenkolleg arbeiten in der Regel interdisziplinär an einem speziellen Forschungsthema. Sie promovieren im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes unter Anleitung von Hochschullehrern und sind nicht in andere Aktivitäten wie z.B. Lehre eingebunden. Es gibt Graduiertenkollegs von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wie das unten dargestellt Bild zeigt, aber auch Landesgraduiertenkollegs.
Abb. 2: Graduiertenkollegs der DFG
Einzelne Bundesländer haben auch eigene Graduiertenkollegs ausgerufen, die allerdings nicht kumulativ beantragt werden können. Der unten aufgeführte Screenshot zeigt das Graduiertenkolleg von Bayern, das im Rahmen des Elitenetzwerkes Bayern geführt wird.
Der Förderumfang hier beträgt 1400 Euro monatlich und 154 Euro für fallweisen Familienzuschlag. Die Förderung beläuft sich auch 3 bzw. 4 Jahre, allerdings wird nicht-wissenschaftlicher Hinzuverdienst angerechnet, wenn er 3070 Euro/Jahr übersteigt. Vorteile sind weiterhin, dass es Sonderzuwendungen für Sachkosten und Reisekosten gibt. Allerdings hat der Stipendiat auch eine Mitwirkungspflicht.
Abb. 3: Elitenetzwerk Bayern
Mit privaten Stipendien die Promotion finanzieren
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Stipendien zu beantragen. Einen Überblick über Stipendien in Deutschland (nicht nur für Deutsche!) gibt der Deutsche Akademische Austauschdienst. Hier kann man über eine Suchmaske Stipendien für Themen, Fächer oder Personengruppen suchen.
Die Voraussetzungen für ein Stipendium sind allerdings meistens sehr hoch. So werden von fast allen Stipendiengebern ein kurzes Studium sowie herausragende Leistungen erwartet. Es wird jedoch nicht nur das universitäre Engagement betrachtet. Vielmehr steht auch das persönliche, außeruniversitäre Engagement im Mittelpunkt. Praktika, die Masterarbeit, Auslandsaufenthalte oder politisches Engagement fließen ebenfalls in die Bewerbung ein. Zudem braucht man oft neben dem eigenen Motivationsschreiben auch ein Empfehlungsschreiben einer Hochschule oder des wissenschaftlichen Betreuers. Alles muss dabei tipp topp sein, sprich: Man braucht eine fehlerlose Bewerbung, die auch inhaltlich überzeugt und genau auf den Punkt kommt. Eine sorgfältige Korrektur der Bewerbung ist in diesem Fall durchaus ratsam. Was genau erwartet wird, ist jedoch stark abhängig vom jeweiligen Stipendiengeber. Man muss sich jeweils genau erkundigen, was gefordert wird.
Allerdings sind in Deutschland die größten Begabtenförderungswerke, mit Ausnahme der Studienstiftung des Deutschen Volkes, politisch oder konfessionell geprägt. Man sollte sich genau überlegen, ob die jeweiligen Rahmenbedingen für einen infrage kommen.
Vor- und Nachteile der Finanzierungsmöglichkeiten
Der Nachteil bei einem Stipendium ist, dass man für die Dauer des Stipendiums nicht in die gesetzliche Rentenversicherung oder Arbeitslosenversicherung einzahlt. Zudem muss man sich in die jeweiligen Rahmenbedingungen einfügen. Passen die Rahmenbedingungen zur jeweiligen Lebensplanung, kann ein solches Stipendium ein Erfolgs- und Motivationsgarant sein. Schließlich kann man sich doch fast ausschließlich auf das jeweilige Promotionsvorhaben und das Buch, das dabei herauskommen soll, konzentrieren.
Die Vorteile von Graduiertenkollegs sind ebenfalls, dass eine vollständige Konzentration auf die Promotion möglich ist. Hier ist man zudem auch international akademisch vernetzt und arbeitet an einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit.
Eine Haushaltsstelle an einer Hochschule ist mit Lehrtätigkeiten verknüpft, die sehr zeitaufwändig sein können. Allerdings verdient man dort bei einer 100%-Stelle am meisten und zahlt in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Eine Drittmittelstelle ist mit weniger Forschungstätigkeit verknüpft, hat jedoch meist einen begrenzten Zeithorizont. Eine Finanzierung über eine Beschäftigung in der Wirtschaft ist demgegenüber zwar unabhängig von Lehre und Zeithorizont, jedoch meist mit einer Doppelbelastung verbunden.
Ein Stipendium zu bekommen ist mit vielen Hürden verbunden und eine Stelle an der Hochschule oder in außeruniversitären Institutionen nicht leicht gefunden. Welche Finanzierungsform für den jeweiligen Promovenden allerdings endgültig in Frage kommt, ist sehr spezifisch zu beantworten. Es gibt für alle Möglichkeiten Vor- und Nachteile. Will man seine Promotion finanzieren ohne in die eigene Tasche greifen zu müssen, sind sie aber alle einen Gedanken wert. Der Blogbeitrag gibt jedoch erste Orientierung.
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Literatur
Winterhager, Nikolas et al (2017): Bestand, Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Promotionsphase (Begleitstudie B1), Studien im Rahmen des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWiN), Berlin.
Stock, Steffen/Molitor, Eva (2014): Erfolgreich promovieren. Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende, 3. Auflage, Berlin/Heidelberg.