Der Dr. vor dem Namen wird von vielen Master Absolventen aus ganz verschiedenen Motiven angestrebt. Hierzu wurden 2014/15 196.200 Promovenden in Deutschland gezählt (Statistisches Bundesamt, 2016). Das sind erheblich mehr als in den Jahren davor. Doch immer häufiger kommt es vor, dass die Doktoranden ihre Promotion abbrechen.
- Zweifel am Promovieren – Durchziehen oder Promotion abbrechen?
- Warum viele die Promotion abbrechen
- Gründe für den Abbruch
- Den Entschluss fassen: Promotion abbrechen – Und jetzt?
- Promotion abbrechen – Welche Alternativen gibt es noch?
- Die Promotion in der Krise – Fehlende Daten, fehlende Hilfestellung
- Literatur
Zweifel am Promovieren – Durchziehen oder Promotion abbrechen?
Wer sich dafür entscheidet, eine Dissertation zu schreiben, hat sich dafür vorher ausgiebig damit beschäftigt, ob er oder sie tatsächlich geeignet ist. Dennoch kann keiner Dir garantieren, dass Du ohne Hürden und Rückschläge in angestrebter Zeit zum Ziel gelangst. Schnell können einem möglicherweise die Gedanken kommen, man muss deshalb die Promotion abbrechen.
Manch einer wird von Anfang an mit Sorgen und Unsicherheit begleitet. Dagegen finden sich andere, ungeachtet aller Erwartungen und der besten Planung der Dissertation, plötzlich vor einem riesen Berg Zweifel.
Beispielsweise war die Aussage eines Freundes, der gerade seine Unterschrift unter den mehrjährigen Vertrag setzen sollte: „Naja, wenn es nichts für mich ist, kann ich ja jederzeit einfach die Promotion abbrechen. Ich schau jetzt mal wie es läuft.“
Übrigens: Wenn der Zweifel und die Überforderung kurz vor Ende des Schreibprozesses kommen, kann man überlegen, das Lektorat einer Dissertation und die Formatierung in Anspruch zu nehmen. So kann man sich bei der Abgabe sicher sein, dass man keine Flüchtigkeitsfehler gemacht hat und ein roter Faden in der Arbeit erkennbar ist. Eine Plagiatsprüfung empfiehlt sich sowieso: Keiner möchte mit Plagiatsvorwürfen zu kämpfen haben!
Bloß nicht jeder geht mit solch einer Leichtigkeit und Gelassenheit an die Sache heran. Selbst wenn – das verspreche ich Dir, die Entscheidung, man wird tatsächlich seine Promotion abbrechen, bringt jedem schlaflose Nächte. Die Gründe dafür sind jedenfalls genauso unterschiedlich, wie die Motivation sich für eine Dissertation zu entscheiden.
Hilfe für Deine Dissertation
Darüber hinaus beeinflusst zudem die Art und Weise, wie man promoviert. Nämlich ob Du in einem strukturierten Programm, im Unternehmen oder ganz auf dich allein gestellt forschst. Auch das Fach kann entscheidend sein: Schreibst du eine Dissertation in Medizin oder machst du eine Promotion in Jura? Verfasst du eine Monografie oder eine kumulative Dissertation? Schließlich gibt es, neben den verschiedenen Herausforderungen der jeweiligen Form, auch viele Gemeinsamkeiten unter den Hürden für Promovenden (Hofmann, 2016).
Ein Gespräch mit Promovenden kann Dir zudem einen Überblick zu verschiedenen Programmen verschaffen.
Warum viele die Promotion abbrechen
Wie hoch die Anzahl der zweifelnden Promovierenden folglich ist, macht die HIS Studie (2012) deutlich. Kurz gesagt, die Frage, wer schon über ‚die Promotion abbrechen‘ nachgedacht hat, bestätigen fast die Hälfte aller Teilnehmer.
Die Tabelle unten zeigt, wann und in welchem Zusammenhang diese Überlegung bei den Befragten in Betracht gezogen wurde.
Tabelle 1: Anteil der Promovierenden (in %), die bereits über einen Promotionsabbruch nachgedacht haben. Quelle: HIS (2012).
Kontext | Bisherige Promotionsdauer | |
---|---|---|
bis zu drei Jahren | über drei Jahre | |
Promotionskontext | ||
Strukturiertes Programm | 36 | k.A. |
Wiss. Mitarbeiter (Forschungsprojekt) | 47 | 49 |
Wiss. Mitarbeiter (Lehrstuhl) | 44 | 55 |
Frei promovierend | 34 | 51 |
Beschäftigungskontext | ||
Universität | 49 | 48 |
Fachhochschule | 54 | 68 |
Außeruniversitäre FE | 41 | 58 |
Stipendium | 30 | 39 |
Insgesamt | 41 | 51 |
Zudem führt die Studie noch weitere Faktoren auf, unter welchen die Promovierenden im Laufe des Doktorats die Promotion abbrechen wollten. Hier wird sehr schnell deutlich, was zum Abbruch bewegt: Fragestellung und Erstgutachter konnten beispielsweise nicht selbst gewählt werden. Probleme, eine Doktormutter zu finden oder schlechte Unterstützung des Betreuers und obendrein zusätzliche Belastung durch Lehrverpflichtungen können auch Hindernisse darstellen.
Abb. 1: Promovierende, die bereits über einen Abbruch nachgedacht haben (Anteile in %) Quelle: HIS (2012).
Oft sind sich die Promovenden und Professoren da auch einig. Denn nicht nur Betroffene selbst wünschen sich Verbesserungen und sehen Bedarf für Änderungen des kompletten Verfahrens. Darüber hinaus werden die Bedingungen und das System sogar von der Betreuerseite kritisiert (Hofmann, 2016).
Gründe für den Abbruch
Mitunter gehören zu den Ursachen, warum viele die Promotion abbrechen, Selbstzweifel, die hohe Belastung sowie schlechte Betreuung. Obendrein ist ein unterstützendes kollegiales Umfeld, wo man sich gegenseitig unterstützt, oft nur Wunschdenken. Auch kann es Schwierigkeiten mit der Gliederung der Dissertation geben oder damit, ein Exposé der Dissertation erstellen.
Des Weiteren ist die Annahme, in einem strukturierten Programm würde es zu viel weniger sogenannten Drop-outs kommen, falsch (Korff, 2014). Genauso mangelt es hier an ausreichender Hilfestellung. Kurzum, Konkurrenz und Leistungsdruck sind die Realität. In dieser Form sinkt allerdings die Gefahr, dass jemand sogar nach einigen Jahren Arbeit seine Promotion abbrechen will.
Da viele berufsbegleitend promovieren, sind Zeit und Druck wichtige Faktoren. Den Wunsch, eine Dissertation zu veröffentlichen mit Beruf und Privatleben zu vereinbaren, bringt zudem häufig Schwierigkeiten mit sich. Auf jeden Fall entsteht dabei oftmals ein enormer Druck für den Betroffenen, was schnell die Motivation für die Dissertation sinken lässt.
Dazu können auch noch Zweifel am Thema aufkommen oder dass man sich irgendwie festgefahren hat. Wenn außerdem der Wert der Ergebnisse nicht mehr so überzeugt wie anfänglich, kann jeder leicht in Panik geraten. Die Promotion abbrechen zu wollen, ist dementsprechend eine logische Folge.
Besser ausgedrückt, sieht man sich all diese Problematiken an, wundert es nicht, dass psychische Krankheiten unter den zukünftigen Doktoren auf dem Vormarsch sind.
Demzufolge finden sich, unter den Promovierenden und Studenten, immer häufiger Depressionen, Ängste und Panikattacken. Viele Hochschulen reagieren bereits darauf und richten entsprechende Unterstützungsangebote ein. Ein Beispiel dafür ist die Studiere der Universität Ulm.
Abb. 2: Abbruchgründe (Anteile in %). Quelle: HIS (2012)
Den Entschluss fassen: Promotion abbrechen – Und jetzt?
Was machst Du also, wenn der Gedanke, dass Du Deine Promotion abbrechen willst, immer stärker wird? Steuerst Du auf eine ausweglose Situation zu? Oder gibt es viele lukrative, interessante und vielleicht sogar bessere Alternativen? Ein Abbruch muss weder versagen heißen noch, dass man seine angestrebte wissenschaftliche Karriere in der Forschung aufgibt.
Nachdem wir oben schon gelernt haben, wie vielen es genauso wie Dir geht, sollte klar sein: Das Ende der Doktorarbeit ist nicht das Ende der Welt. Möglicherweise ist es ganz im Gegenteil ein Neuanfang, der viel besser zu Dir passt.
Je nachdem, warum Du deine Promotion abbrechen willst, gibt das bereits Aufschluss darüber, wohin Dich der neu eingeschlagene Weg führen kann. Liegt es am Thema, der Betreuungsperson oder -intensität oder am Umfeld? Ist nichts dergleichen schuld, sondern wissenschaftliches Arbeiten oder die wissenschaftliche Sprache der Dissertation ist einfach nicht ganz so Deins?
Achtung:
Wenn Du beispielsweise nur mit deinem Betreuer nicht zurechtkommst, muss das nicht heißen, dass Du für das Promovieren ungeeignet bist. Die Promotion direkt abbrechen wäre jedenfalls übereilt. Zumal es immer die Möglichkeit für einen Wechsel gibt – ob Thema, Doktorvater, Uni oder Programm.
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Promotion abbrechen – Welche Alternativen gibt es noch?
Nichtsdestotrotz gibt es keine genaue Anleitung dafür, was Du tun solltest, wenn es tatsächlich dazu kommt, dass Du deine Promotion abbrechen wirst. Das hängt genauso stark von Deinen beruflichen Zielen ab, als von Deiner individuellen Situation.
Viele Abbrüche geschehen zum Beispiel, wenn man bereits nebenher längst Karriere macht. Folglich wird irgendwann der Mehrwert in Frage gestellt, den man für seine Mühe herausbekommt. Wenn das der Fall ist, sollte das Abbrechen weniger wehmütig passieren.
Im Gegensatz dazu strebt ein anderer jedoch einen Werdegang in der Wissenschaft an. Ohne zu promovieren sieht dieses Vorhaben hingegen eher düster aus. Doch wer garantiert, dass die weitere Forschung besser läuft, als das auf der Kippe stehende Doktorat?
Wer sich seiner Sache aber wirklich sicher ist, der findet einen Weg. Dabei kann ein Wechsel schon die Lösung aller Probleme sein und Du musst nicht gleich die Promotion abbrechen.
Jedenfalls kannst Du dich stets für Alternativen bewerben, wenn die momentane Situation Dir nicht das bietet, was Du Dir vorstellst. Beispielsweise gibt es in Deutschland an die 50 Graduiertenkollegs, wo Betreuung und Austausch untereinander großgeschrieben werden und du Tipps zur Dissertation bekommst.
Die Promotion in der Krise – Fehlende Daten, fehlende Hilfestellung
Die wachsende Menge an Promovenden vermittelt einen anfangs positiven Eindruck. Aufgrund der hohen Zahl derer, die ihre Promotion abbrechen, kommt jedoch Kritik auf. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob das überhaupt noch an den Doktoranden selbst liegen kann.
Veraltete Strukturen, festgefahrenes System, Mangel an Personal – Quantität statt Qualität scheint der Leitfaden fürs Promovieren in Deutschland zu sein. Doch um konkrete Aussagen machen zu können, weiß man viel zu wenig und statistische Erhebungen fehlen weitgehend.
Das haben auch viele Einrichtungen inzwischen herausgefunden, wie das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Aufgrund dessen werden in den letzten Jahren vermehrt Studien gefordert, um die vorhandenen Datenlücken zu füllen. Ziel dabei ist auch die Qualitätssicherung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen (Statistisches Bundesamt, 2019).
Dabei hilft die Organisation UniKon von UniWind, die Universitäten dabei unterstützt, ihre Promovierenden einheitlich zu erfassen.
Diese Daten verhelfen zu einer besseren Erkenntnis, warum viele Doktoranden die Promotion abbrechen. Dadurch können vorhandene Probleme erst angegangen werden. Weitere Hintergrundinformationen zur Qualitätssicherung findest du in diesem Positionspaper.
Die Promotion abbrechen ist wohl eine noch schwierigere Entscheidung als die, ob man damit überhaupt anfängt. Doch falls Du Dich nichtsdestotrotz in dieser Situation befindest, sei dir gewiss, Du stehst ganz und gar nicht allein da. Genauso solltest Du keinesfalls das Gefühl haben, zu versagen.
Vielleicht bist Du selbst gar nicht das Problem, sondern bekommst viele Hürden in den Weg gelegt, die nicht sein müssten. Anders ausgedrückt, auch wenn der Entschluss schwerfällt, stehen Dir neue Möglichkeiten offen.
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Literatur
Hofmann, Friedrich (2016): Promotionsfabriken – Der Doktortitel zwischen Wissenschaft, Prestige und Betrug, 1. Auflage, Berlin.
HIS Forum Hochschule (2012): Promotionen im Fokus, Ausgabe 12/2012, Hannover.
Korff, Svea (2014): Lost in Structure. Abbruchgedanken von NachwuchswissenschaftlerInnen in der strukturierten Promotion, 1. Auflage, Hildesheim.
Statistisches Bundesamt (2016): Promovierende in Deutschland Wintersemester 2014/2015, Ausgabe 9/2016, Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (2019): Neue Promovierendenstatistik: Analyse der ersten Erhebung 2017, Ausgabe 2/2019, Wiesbaden.