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Wie verfasst man einen Forschungsstand?

Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .
Forschungsstand


Üblicherweise wird umfangreicheren Hausarbeiten, der Bachelorarbeit oder Masterarbeit, aber auch der Dissertation, ein sogenannter Forschungsstand vorangestellt. Dieser hat seinen Platz unmittelbar nach der Einleitung und gibt bezüglich des erwählten Themas den aktuellen Stand der Forschungslage wieder.

Vielen Studierenden bereitet das Abfassen eines solchen Forschungsstandes Mühe. Dabei ist es gar nicht so schwer. Man muss nur wissen, warum er notwendig ist und wie der Forschungsstand auszusehen hat. Dieser Artikel geht dieser Angelegenheit genauer auf den Grund und zeigt, wie man einen Forschungsstand verfasst, wie detailliert er sein muss und was alles hineingehört.

Wozu dient der Forschungsstand

So manche Bachelorarbeit, nicht wenige Masterarbeiten und praktische jede Dissertation stellt einen eigenen wissenschaftlichen Beitrag zum Thema der Forschung dar. Es reicht allerdings nicht aus, einfach zu behaupten, dass man unglaublich neue und hochbrisante Erkenntnisse zutage gefördert hat. Man muss dies auch belegen können. Und genau an dieser Stelle kommt der Forschungsstand ins Spiel. Mit ihm dokumentiert der Autor, wie der Stand der Dinge zum Forschungsthema aussieht und worin der eigene und neue Beitrag besteht bzw. an welche Thesen man anknüpfen möchte. Mithin ist der Forschungsstand also kein Selbstzweck und nur dazu da, Studierende oder Doktoranden auf Trab zu halten. Stattdessen bildet er erst die Basis, von der aus die eigene Arbeit in Angriff genommen werden kann.

In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Forschungsstand nach Einsiedler u.a. (2013) auch zum Beispiel von einem Fachartikel, bei dem die unausgesprochene Überschrift in etwa lautet: „Was wissen wir bisher über das Thema“? Anschließend werden dann die Fakten zum Thema aufgelistet. In einer Dissertation darf es da schon etwas ausführlicher sein. Hier geht es nicht nur um die simple Aufzählung von Stichpunkten, sondern eher um eine Art Fortsetzungsroman. Die unausgesprochene Überschrift könnte hier lauten: „Was bisher geschah…“. Anschließend wird der Weg beschrieben, den andere bereits gegangen sind und der diese Forscher schließlich zu den gegenwärtig aktuellen Ergebnissen geführt hat.

Insofern ist der Forschungsgegenstand mit einer Wortmeldung in einer Diskussion zu vergleichen, bei der man sich zwar auf die Vorredner bezieht, anschließend allerdings seine eigenen und weiterführenden Positionen darstellt. Nicht zuletzt sollte man auch nicht versäumen zu schildern, warum man sich überhaupt zu Wort gemeldet hat. Aus diesem Grund muss die eigene Position innerhalb eines Diskurses verortet werden.

Die Arbeit im Diskurs verorten

Zum einen bildet der Forschungsstand also eine Art Basis, an die man mit seinen eigenen Untersuchungen anknüpfen kann. Zum anderen ist er aber auch Teil der eigenen Legitimation. Denn er macht deutlich, in welchem Verhältnis die eigene Untersuchung zum beschriebenen Forschungsstand steht.

CARS-Modell

Um nun die Arbeit innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses angemessen verorten zu können, empfiehlt es sich, einmal einen genaueren Blick auf das CARS-Modell von John Swales zu werfen. CARS steht hierbei für: „Creating A Research Space“ und zielt – wie der Name bereits verrät – darauf ab, sich mit seinen Thesen einen eigenen Platz innerhalb eines Forschungsfeldes zu erobern. Und um diesen Platz nun zu definieren, muss geklärt werden, welches Wissen zum gegebenen Forschungsgegenstand bereits vorhanden ist und welchen neuen Beitrag man hierzu beisteuern kann.

Positionen des CARS-Modells

Um dies darzustellen, bietet Swales vier mögliche Positionen an:

Gegenposition: Man entwickelt und vertritt eine Gegenposition, etwa indem man Teile der vorherrschenden Lehrmeinung für falsch hält und sie mit eigenen Thesen argumentativ widerlegt.

Forschungslücke: Man füllt eine Forschungslücke, etwa indem man einen Aspekt oder eine Fragestellung genauer unter die Lupe nimmt, dem nach eigener Ansicht bisher zu wenig Aufmerksamkeit zuteilwurde. Alternativ könnte man mit einer neuen bzw. alternativen Forschungsmethode aufwarten, die ein bekanntes Problem von einer bisher unbekannten Seite beleuchtet.

In-Frage-stellen: Man stellt etwas infrage, beispielsweise, indem man bisher gängige Thesen insofern hinterfragt, als das man auf neue technische Möglichkeiten ihrer Untersuchung hinweist oder bisher gezogene Schlussfolgerungen andersartig interpretiert.

Forschungstradition: Man führt eine Forschungstradition weiter, beispielsweise, indem man frühere Forschungen mithilfe neu gewonnener Erkenntnisse vertieft und verfestigt, Vergleiche anstellt oder disparate Forschungsergebnisse in einem Überblick zusammenstellt und kommentiert.

Weiterführende Forschung: Man erarbeitet die Grundlagen für weiterführende Forschung. Dies ist dann der Fall, wenn die eigenen Thesen zwar innerhalb einer bereits vorhandenen Forschungstradition verortet sind, man dies allerdings nicht mit dem Ziel tut, daran anzuknüpfen. Vielmehr legt man es darauf an, alternative Anschlussmöglichkeiten zu erschaffen, die aus der bisherigen Forschungstradition ausbrechen. Oftmals ist dies der Fall, wenn noch Zusammenhänge geklärt, Wirkungsmechanismen verstanden oder Ursachen für Phänomene bestimmt werden müssen.

Einen Überblick über die Thematik gibt auch die Universität Hamburg.

Wie wird der Forschungsstand verfasst

Der Forschungsstand ist also im Grunde nichts weiter als ein rekapitulierender Überblick über alle bisher zum Forschungsthema publizierten Werke und Studien. Wie detailliert er sein muss, hängt zum einen vom gewählten Thema ab, zum anderen aber auch von den Vorgaben der Universität. In manchen Fällen genügen einige zusammenfassende theoretische Bemerkungen, an anderen Unis werden laut Tietz (2012) umfangreiche empirische Veröffentlichungen verlangt. Am besten ist, man klärt dies bereits im Vorfeld mit seinem Betreuer ab.

Wichtig ist nur, dass alle für die Arbeit relevanten Erkenntnisse möglichst konkret zusammengefasst werden. Schlussendlich gilt es die Frage zu beantworten: Wer hat was, wie, wann und in welcher Form publiziert bzw. erforscht?

Dabei hat sich das folgende Schema bewährt:

Wer? Autor
Was? Forschungsziel, Erkenntnisinteresse und Fragestellung
Wie? Methodik (Befragung, Interviews), Stichprobengröße, Untersuchungsobjekte (z.B. Zeitungsartikel oder Experten), ggf. empirische Studien
Wann? Jahr der Veröffentlichung
In welcher Form? Monografie, Sammelband, Journal oder Fachartikel etc.

 

Abhängig vom Themengebiet und den verfügbaren Studien sollte der Forschungsstand mindestens die letzten 10 bis 20 Jahre abbilden und kritisch zusammenfassen. Übrigens: Es besteht stets die Pflicht, nicht nur die deutschsprachige Literatur zu kennen und im Forschungsstand zu rekapitulieren. Mindestens die englischsprachige Literatur sollte ebenfalls abgedeckt sein.

Die Formulierung und Darstellung des Forschungsstandes

Für manch einen Studierenden stellt die bloße Formulierung des Forschungsstandes eine gewisse Herausforderung dar. Es reicht hier wie gesagt nicht, einfach nur Fakten aneinanderzureihen oder Werke aufzuzählen. Vielmehr sollte man verschiedene Studien miteinander vergleichen und auf Übereinstimmungen und Widersprüche hinweisen.

Hierfür haben sich u.a. folgende Formulierungen bewährt:

Zum Vorstellen der Forschungserkenntnisse

  • Der Autor X hat 1998 erstmals bewiesen, dass …
  • Die folgenden Erkenntnisse behandelt Y in seiner Studie zum Thema
  • Die Publikation von X zählt zur Grundlagenliteratur auf diesem Themengebiet. Darin beschäftigt sich X mit …
  • X kommt in seiner Arbeit Y zu dem Schluss, dass …
  • Mit seiner Untersuchung Y weist X nach, dass …
  • Xs Untersuchungen belegen, dass …
  • Im Werk Y vertritt X die Position, dass …
  • Die Autoren X und Y widmen sich der Untersuchung von …
  • Die Forschungserkenntnisse von Z hingegen beweisen, dass …

Gemeinsamkeiten hervorheben

  • X argumentiert in Y ähnlich wie Z.
  • Zum selben Ergebnis wie X kommt auch Y in seiner Studie …
  • Die Forschungserkenntnisse von X und Y weisen Gemeinsamkeiten auf.
  • Diese Aussagen stehen in Einklang mit jenen von X.
  • Eine ähnliche Einschätzung wie Y teilt auch X.

Unterschiede oder Gegensätze betonen

  • Im Unterschied zu X hat Y in seiner 2012 erschienenen Publikation …
  • X ist gegenteiliger Ansicht.
  • Im Widerspruch dazu stehen die Ergebnisse von X.
  • Anderer Auffassung ist jedoch X. In seiner Studie Y stellt er klar, dass …
  • Gegen diese These von X spricht …
  • Folgende Faktoren bleiben jedoch in Xs Studie unberücksichtigt: …

Ist der Forschungsstand sehr umfangreich, bietet es sich zusätzlich zur textlichen Darstellung an, eine Grafik oder Tabelle zu erstellen. Diese verschafft dem Leser einen schnellen Überblick über die zum Thema vorhandenen Veröffentlichungen und zeigt den Forschungsstand auf einen Blick an (Vgl. die Hinweise der Georg-August-Universität Göttingen).

Wie man gesehen hat, ist das Abfassen eines Forschungsstandes nicht sonderlich schwierig – bei größeren Arbeiten allerdings unumgänglich. Es kommt jetzt darauf an, den aktuellen Wissensstand darzustellen und den eigenen Beitrag zum Forschungsthema innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses sachgerecht zu verorten.

Schafft man es außerdem noch, das Ganze übersichtlich darzustellen, kann man das Thema „Forschungsstand“ schnell abhaken.

Literatur

Einsiedler, Wolfgang/Fölling-Albers, Katrin/Kelle, Helga/Lohrmann, Katrin (2013): Standards und Forschungsstrategien in der empirischen Grundschulforschung – Eine Handreichung, Münster.

Tietz, Fabian (2012): Wissenschaftliche Hausarbeiten verfassen – Auf welche Kriterien man achten sollte, München.

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