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Strukturplagiat | Erklärung + Beispiele

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Tipps gegen Strukturplagiat


Strukturplagiat: Nicht immer wissen Studierende, dass es noch mehr Plagiatsformen gibt, als direkte oder indirekte Zitate in ihren Text zu integrieren, ohne sie zu markieren. Anders als ein eher plumpes Copy & Paste Plagiat, sind Strukturplagiate etwas komplexer – und passieren manchmal ganz ohne böse Absicht, schlicht aus Unwissenheit. Aus diesem Grund erklären wir Dir hier, was genau ein Strukturplagiat ist und wie Du es vermeiden kannst.

Was ist ein Strukturplagiat?

Das Strukturplagiat hat so seine Tücken. Denn den meisten Studierenden ist zwar klar, dass das unmittelbare Kopieren von Texten, die nicht als Zitat gekennzeichnet sind, als Plagiat gilt. Dass man jedoch hinsichtlich der Struktur plagiieren kann, wissen jedoch die wenigsten. Ohne das zu wollen, kann ein solches Plagiat aus Versehen passieren, wenn Du Dir unbewusst (oder auch bewusst) die Struktur aus verschiedenen  Quellen zusammenwürfelst und am Ende nur die Formulierung und die  Formatierung anpasst. Mit einer professionellen Plagiatsprüfung lassen sich solche Versehen aber auch im Nachhinein noch aufspüren.

Beim Strukturplagiat werden keine einzelnen Textabschnitte übernommen. Stattdessen ist es etwa der Aufbau einer Gliederung, eines Kapitels oder eines umfassenden Arguments, der kopiert wird (vgl. etwa Kornmeier 2016 oder Kollmann 2016). Auch dabei handelt es sich um die geistige Arbeit einer anderen Person, die als solche offenzulegen ist. Daher führen die Universitäten in ihren Ratgebern auch das Strukturplagiat als zu vermeidend auf. Zwei Beispiele sind hier die Ratgeber der Munich Business School oder der Ratgeber der Uni Giessen. Auch gesetzlich ist dazu etwas zu finden:

Zitationsrecht gilt auch fuer Strukturplagiat

Abb. 1 : Das Zitationsrecht gilt auch für das Strukturplagiat, Quelle: Universität Heidelberg

Versetze Dich in die Lage des Urhebers

Dass Zitate und damit geistiges Eigentum so geschützt sind, ist sinnvoll. Denn stell Dir einfach einmal vor, Du hättest stunden-, vielleicht tagelang an einer schlüssigen Gliederung für Deine wissenschaftliche Arbeit gearbeitet, inklusive Mindmapping, Überschriften ausformulieren und so weiter. Und dann möchte ein Kommilitone Deinen Entwurf sehen und übernimmt genau Deinen Aufbau für die eigene Hausarbeit. Nicht so toll, oder? Genau wie beim Vollplagiat oder einem Übersetzungsplagiat handelt es sich auch bei Strukturen um die Verletzung des ideellen Eigentums des ursprünglichen Autors. Schließlich hat sie oder er viel Zeit und Gedankenarbeit investiert, um das Thema zu strukturieren. Daher sind auch Gliederungen schützenswert und sollten nur als Zitat in eigenen Arbeiten Verwendung finden.

So könnte ein Strukturplagiat aussehen

Sehr offensichtlich sind Strukturplagiate, wenn sich etwa die Gliederung einer Arbeit beinahe wortwörtlich gleicht. Daher wirst Du das in diesem Beispiel sicher selbst schnell erkennen.

Beispiel für ein Strukturplagiat

Abb. 2: Beispiel für ein Strukturplagiat, Quelle: Hochschule für Philosophie

Es wird hier sehr schnell deutlich, dass das Thema entlang der vom Original-Autor identifizierten Leitbilder strukturiert wurde. Damit übernimmt der Autor der Dissertation die gedankliche Arbeit einer anderen Person. Und das ist, wenn es sich nicht vermeiden lässt, schon in der Überschrift zu kennzeichnen. Denn es ist durchaus möglich, dass es für das Argument der Dissertation wichtig war, genauso diese vier Leitbilder detalliert in eigenen Kapiteln vorzustellen. Das wäre etwa dann der Fall, wenn auf diese Leitbilder des Originalautors beim Zitieren immer wieder verwiesen wird. Aber dann sollte das schon aus der Überschrift hervorgehen. Kapitel (3) müsste dann beispielsweise „Leitbilder und politische Ideale nach Autor XY“ lauten.

Hier siehst Du noch einmal die Unterschiede zu den anderen Arten von Plagiat:

Tabelle 1: Unterschiede zwischen Strukturplagiaten und anderen Plagiatsformen

Plagiatsform Kennzeichen Beispiele
Selbstplagiat – Du verwendest Ideen, Texte oder Textteile Deiner vorherigen Arbeiten, ohne das zu kennzeichnen.

– Übernahme der Gliederung

Umformulieren der Inhalte, ohne neue Gedanken beizufügen

– Wortwörtliches Kopieren

Ideenplagiat – Du übernimmst direkte oder indirekte Zitate, ohne sie als solche zu kennzeichnen.

Direkte Zitate ohne Quellenangabe

– Umformulierung von Gedanken ohne Verweis auf das Original

Strukturplagiat – Du übernimmst für die Ausarbeitung Deines Themas die Struktur eines Autors, ohne darauf zu verweisen.

– Gliederung der Arbeit

– Gliederung einzelner Kapitel

– Listen

– Aufbau eines Arguments innerhalb des Textes

Wie Du siehst, zählen übrigens Listen ebenfalls als Strukturplagiat, wie auch das Info-Dokument der Staatsbibliothek Berlin betont. Und das ist auch nachvollziehbar. Denn schließlich steckt auch hinter ihnen gedankliche Strukturierungsarbeit, die als solche zu würdigen ist.

Wie kommt es zustande?

Dass es zu einem Strukturplagiat kommt, kann verschiedene Gründe haben. Oft liegt es daran, dass genau zu dem Thema einer Masterarbeit, Bachelorarbeit oder Dissertation bereits eine wissenschaftliche Arbeit existiert. Wenn das Vorbild bereits überzeugende Arbeit geleistet hat und Du den Fokus nicht änderst, ist es dann schwierig, sich vom Original zu lösen. Umso wichtiger ist es daher, einen Schwerpunkt zu setzen, der einen anderen Aufbau zulässt.

Oft kommt es außerdem zu impliziten Strukturplagiaten (vgl. Merkblatt zur Eigentständigkeit wissenschaftlicher Arbeiten des Soziologie-Instituts der LMU München), wenn sich Studierende gar nicht über diese Plagiatsform bewusst sind. Daher ist es wichtig, sich gründlich mit den Anforderungen an das wissenschaftliche Arbeiten zu beschäftigen – und gegebenenfalls jemanden mit Erfahrung den eigenen Text gegenlesen zu lassen.

Wie kann man ein Strukturplagiat erkennen?

Nicht immer ist es einfach, solche Plagiate auszumachen. Denn die Überschriften müssen sich nicht so eindeutig gleichen wie im obigen Fall, um als Plagiat zu gelten. Solange etwa wie im Beispiel die Leitbilder entlang der politischen Konzepte „Föderalstaat – Nation – Region – offenes Bild“ aufgebaut sind, handelt es sich um ein Strukturplagiat. Keines wäre es dagegen, wenn Du beispielsweise in einer Arbeit die Arbeit der verschiedenen Bundestagsausschüsse erläutern sollst.

Es lässt sich dann kaum vermeiden, jedem der Ausschüsse ein eigenes Kapitel zu widmen. Ein solcher Aufbau wird sich daher in verschiedenen Quellen zu dem Thema finden lassen. Dabei handelt es sich noch nicht um ein Strukturplagiat – solange der Rest der Gliederung auf einer eigenen Themenstrukturierung beruht. Das kann sich dann beispielsweise darin äußern, dass Du die Ausschüsse in einer anderen logischen Reihenfolge behandelst.

Hinweis

Übrigens solltest Du nicht annehmen, dass Deine Betreuer ein Strukturplagiat nicht erkennen werden. Zwar ist die Erkennung für Plagiatssoftware tatsächlich schwieriger, da diese nach direkten Zitaten sucht. Aber Deine Betreuer kennen die einschlägigen Quellen mindestens ebenso wie Du, sodass es ihnen beim Lesen der Arbeit auffallen wird.

So vermeidest Du ein Strukturplagiat

Die beste Vorbeugung gegen ein Strukturplagiat im Aufbau Deiner Arbeit ist eine gründliche Vorbereitung. Nachdem Du Dich in das Thema eingelesen hast, solltest Du Dir für die Gliederung des Textes Zeit nehmen. Du kannst etwa ein ausführliches Mindmapping vornehmen. Aber auch andere Kreativtechniken können Dir helfen, das Themenfeld für Dich und Deine Arbeit zu strukturieren.

Du selbst überlegst außerdem am besten regelmässig während der schriftlichen Ausarbeitung, wie häufig Du einzelne Quellen verwendest und wie stark sie Deine Arbeit prägen. Wenn Du eine Quelle besonders häufig zitierst, solltest Du achtsam sein. Denn vielleicht hast Du unbewusst auch deren Aufbau übernommen (vgl. Baade et al. 2014, S. 47). Zu betonen ist aber: Natürlich kannst Du vereinzelt Gedankengänge, Listen und Kapitelgliederungen übernehmen. Vergiss dann aber nicht, zu kennzeichnen, woher Du die Idee für diesen Aufbau erhalten hast.

Strukturplagiat kurz vor Abgabe entdeckt – was nun?

Vielleicht hast Du Deine Arbeit bereits weitgehend geschrieben und merkst erst jetzt, dass Du in Deiner Ausarbeitung ein Strukturplagiat begangen hast. Eventuell bietet es sich an, einfach die Struktur etwas umzustellen. Du kannst überlegen, ob sich Abschnitte sinnvoll trennen oder zusammenlegen lassen. Wenn Du dann noch kurze Überleitungen oder Einleitungen für die neuen Kapitel schreibst, ist die Gefahr eines Plagiats vielleicht schon gebannt. Schließlich hast Du nun auch eigene Gedanken in die Strukturierung des Themas gesteckt, sodass sich der Aufbau wieder vom Original unterscheidet.

Wenn das aber nicht ohne zu großen Aufwand möglich ist, solltest Du ambesten ganz direkt darauf hinweisen, dass Du Dich bei der Gliederung an einer bestimmten Quelle orientierst. Wenn Du dann noch eine überzeugende Erklärung dafür lieferst, warum diese Struktur sinnvoll ist, wird daraus vielleicht sogar noch ein gutes wissenschaftliches Argument.

Nach der Lektüre dieses Beitrags ist Dir hoffentlich klarer, was ein Strukturplagiat ist, sodass es Dir nicht unbewusst passiert. Festzuhalten bleibt, dass es sich lohnt, Zeit in die Gliederung der Arbeit und in den Aufbau einzelner Kapitel zu stecken. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du eine neue, individuelle Struktur entwickelst.

FAQs zum Strukturplagiat

Wie vermeide ich ein Strukturplagiat, wenn eine Quelle mein Thema bereits vollständig beleuchtet?

Um in diesem Fall kein Strukturplagiat zu begehen, solltest Du versuchen, den Fokus des Themas etwas zu verschieben. Du kannst zum Beispiel einen Teilaspekt vertiefen und untergliedern. Außerdem hilft ein assoziatives Mindmapping, einen alternativen Aufbau zur Bearbeitung des Themas zu entdecken. Mit einer professionellen Plagiatsprüfung bist Du in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Was kann ich tun, um nicht unbewusst ein Strukturplagiat zu begehen?

Die beste Vorbeugung dagegen ist eine bewusste Auseinandersetzung mit den Texten, die Du während der Recherche liest. In den Grundkursen für wissenschaftliches Arbeiten bringen Dir Deine Dozenten nicht ohne Grund das Exzerpieren bei. Denn um einen Text zusammenzufassen, musst Du Dich mit dessen Hauptargumenten, dem Aufbau und den wichtigsten Inhalten befassen. So kannst Du Argumente und Gliederungsstrukturen später bewusster zuordnen.

Warum gelten auch reine Listen als Strukturplagiat?

Auch hinter der Auflistung verschiedener Aspekte zu einem Thema steckt oft gedankliche Arbeit. So ist vielleicht das Gesamtergebnis einer wissenschaftlichen Studie, dass ein delinquentes Verhalten unter Jugendlichen individuell-psychologische, schulische und nachbarschaftlich-strukturelle Hintergründe haben kann. Führst Du in Deiner Arbeit diese drei Gründe auf, solltest Du auch die dazugehörige Quelle nennen, die zu diesem Ergebnis gekommen ist.

Was gilt nicht als Strukturplagiat?

Es gibt verschiedene Konventionen für die Gliederung wissenschaftlicher Arbeiten, die sich in vielen Texten wiederfinden, ohne ein Strukturplagiat zu sein. Dazu gehört etwa eine Einleitung und ein Fazit, oder die Trennung zwischen theoretischen und empirischen Kapiteln, die in einer Zusammenfassung münden. Wenn Du Deine Bachelor- oder Masterarbeit so aufbaust, musst Du Dir daher keine Sorgen wegen eines Strukturplagiats machen.

Wo finde ich weitere Infos zum Strukturplagiat?

Fast alle Institute haben auf ihrer Homepage ein Merkblatt hinterlegt, das Informationen zum wissenschaftlichen Schreiben bereithält. Meist sind darin auch Hinweise zum Strukturplagiat enthalten. Ansonsten helfen Ratgeber-Bücher wie etwa Kornmeier (2016) weiter. Bei Mayer (2015, S. 100) sind auch weiterführende Links zum Thema Plagiat zu finden.

Literatur

Baade, Jussi; Gertel, Holger; Schlottmann, Antje (2014): Wissenschaftlich arbeiten – Ein Leitfaden für Studierende der Geographie. 3. Auflage, Bern.

Kollmann, Thomas; Kuckertz, Andreas; Stöckmann, Christoph (2016): Das 1 x 1 des Wissenschaftlichen Arbeitens – Von der Idee bis zur Abgabe. 2. Auflage, Wiesbaden.

Kornmeier, Martin (2016): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht – für Bachelor, Master und Dissertation. 7. Auflage, Bern.

Mayer, Philipp (2015): 300 Tipps fürs wissenschaftliche Schreiben. 1. Auflage, Paderborn.

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