Eine Seminararbeit in Jura ist nicht nur für Jura-Studenten im ersten Semester eine Herausforderung. Denn im Vergleich zu einer juristischen Hausarbeit ist bei einer Seminararbeit viel mehr wissenschaftliche Eigenständigkeit gefragt. Dieser Artikel soll dir daher eine Orientierungshilfe bieten, um die Hürden auf dem Weg zu einer erfolgreichen Jura Seminararbeit zu meistern.
Was ist eine Seminararbeit in Jura?
Eine Seminararbeit in Jura ist eine schriftliche Arbeit, mit der du zeigst, dass du eine juristische Fragestellung in einem festgelegten Zeitraum wissenschaftlich bearbeiten kannst. Im Gegensatz zu einer Hausarbeit geht es bei einer Jura Seminararbeit nicht darum, ein Gutachten für einen bestimmten Rechtsfall zu verfassen. Vielmehr sollst du ein selbstgewähltes oder vorgegebenes juristisches Thema vorstellen, diskutieren und deine Meinung dazu darlegen und begründen. Dazu sichtest du juristische Literatur und setzt dich mit verschiedenen Rechtsansichten auseinander.
Mit einer Seminararbeit stellst du unter Beweis, dass du die Grundlagen des rechtswissenschaftlichen Arbeitens wie zum Beispiel korrektes Zitieren beherrschst. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt deshalb in der wissenschaftlichen Ausarbeitung und der eigenständigen Lösung eines juristischen Problems. Der Umfang einer Seminararbeit hängt dabei vom Themengebiet ab und kann unterschiedlich ausfallen. In der Regel gehören zu einer Seminararbeit außerdem eine Präsentation und ein mündlicher Vortrag von etwa 20 Minuten. Zu Beginn wirst du merken, dass bereits die Einleitung der Seminararbeit eine Herausforderung ist. Wenn du jedoch unsere Tipps beherzigst, wirst du diese problemlos meistern!
Hilfe für Deine Seminararbeit
Deine erste Jura Seminararbeit?
Vor deiner ersten Seminararbeit in Jura fühlst du dich vielleicht überfordert. Du bist nicht allein! Vielen Jurastudenten geht es genauso wie dir. Zwar hast du vielleicht schon fallgebundene Hausarbeiten geschrieben. Das selbstständige Erarbeiten einer juristischen Fragestellung erfordert jedoch eine völlig andere Herangehensweise.
Doch lass dich davon nicht verunsichern! Denn nun hast du die Gelegenheit, wissenschaftliches Arbeiten zu üben, ohne dass die Note der Arbeit gleich entscheidend für den Ausgang deines ganzen Studiums ist. Anders als bei einer Dissertation geht es bei einer Seminararbeit in Jura nämlich nicht darum, bislang unbearbeitete Rechtsgebiete zu erschließen oder völlig neue juristische Lösungsansätze zu finden. Du sollst nur zeigen, dass du juristisch denken und argumentieren kannst und die wichtigsten Arbeitstechniken deines Fachs beherrschst. Nichtsdestotrotz solltest du auf eine professionelle Formatierung zurückgreifen, damit sich der Korrektor deiner Arbeit mit Freude widmet. Mit einer gründlichen Plagiatsprüfung bist du zudem auf der sicheren Seite.
Lass dich also von der Aufgabenstellung oder von der Fülle an Fachliteratur nicht einschüchtern! Denn mit unseren Tipps und Hinweisen wird dir dein erster Anlauf ohne Schwierigkeiten gelingen.
Seminararbeit in Jura: Worauf sollte man achten?
An eine Seminararbeit in Jura werden natürlich nicht die gleichen Ansprüche gestellt wie an eine juristische Doktorarbeit. Dennoch gibt es einige inhaltliche und formale Anforderungen, die deine Arbeit erfüllen sollte. So reicht es zum Beispiel nicht, nur den aktuellen Forschungsstand zu deinem Thema oder deiner Fragestellung wiederzugeben. Vielmehr solltest du dich mit den verschiedenen Meinungen in der Literatur und Rechtsprechung kritisch auseinandersetzen und deine eigenen Positionen dazu formulieren. Dabei kommt es darauf an, dass deine Argumentation nachvollziehbar und begründet ist.
Besonders wichtig hierbei ist, zwischen deinen eigenen Gedanken und den aus der Literatur übernommenen Argumenten zu trennen. Jede Erkenntnis, die nicht deine eigene ist, muss daher als Zitat gekennzeichnet sein. Zitate führt man insbesondere im Seminararbeit Hauptteil an. Wie man richtig zitiert, erfährst du in Büchern über wissenschaftliches Arbeiten (z. B. Lehmann & Byrd 2016). Auch einige Jura-Fakultäten haben Leitfäden zu diesem Thema veröffentlicht, zum Beispiel den Ratgeber „Wie schreibe ich eine Seminararbeit?“ von der Universität Mannheim.
Jura Seminararbeit durchgefallen – was nun?
In einer Seminararbeit in Rechtswissenschaften durchzufallen, ist erst einmal ein Schock. Aber noch lange kein Weltuntergang! Denn hast du im ersten Durchgang nicht bestanden, hast du in der Regel einen zweiten Versuch. Genaue Auskunft dazu gibt dir deine Prüfungsordnung. Vorher solltest du aber herausfinden, woran es beim ersten Versuch gelegen hat. Lies dir dafür die Anmerkungen des Korrektors aufmerksam durch. War zum Beispiel deine Argumentation nicht nachvollziehbar oder der Schwerpunkt falsch gesetzt? Hast du formale Vorgaben nicht beachtet oder unsauber zitiert? Dies gibt dir Hinweise darauf, worauf du beim zweiten Mal stärker achten musst.
Wenn du weiterhin unsicher bist, frage deinen Dozenten, wie du dich bei deiner zweiten Seminararbeit verbessern kannst. Manche Universitäten haben zudem Beratungsangebote für diesen Zweck, zum Beispiel das Beratungscafé der Universität Frankfurt.
Abb. 1: Angebote wie das „Beratungscafé“ der Universität Frankfurt helfen in der Jura Seminararbeit
Hast du hingegen das Gefühl, ungerechtfertigt durchgefallen zu sein, kannst du durch eine „Remonstration“ Widerspruch gegen die Bewertung deiner Seminararbeit einlegen (s. Dornis, Keßenich & Lemke 2019, S. 141 ff.). Einige Fakultäten haben dafür Musterschreiben oder Leitfäden, an denen du dich orientieren kannst, zum Beispiel den „Leitfaden zur Remonstration“ von der Universität Hannover.
Diesen Weg solltest du aber nur einschlagen, wenn du dir sicher bist, dass ein Korrektor einen Fehler gemacht hat.
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Tipps für die juristische Seminararbeit
Bei einer Seminararbeit in Jura kann man sich leicht verzetteln. Schließlich erscheint die Frist bis zur Abgabe zunächst sehr lang und das zu sichtende Material sehr umfangreich. Dabei verliert man jedoch schnell den Überblick und die Zeit wird knapp. Der erste Schritt zu einer erfolgreichen Seminararbeit ist daher gutes Zeitmanagement. Leitfäden für juristische Themenarbeiten können dir dabei helfen, deinen Arbeitsprozess zu optimieren (Basak, Reiß & Schimmel 2017, S. 18 ff., vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Strukturierte Vorgehensweise in der Jura Seminararbeit, Quelle: Universität Bonn
Ebenso wichtig wie die Zeitplanung ist jedoch die inhaltliche Eingrenzung des Themas. Denn je präziser du deine Fragestellung formulierst, desto leichter fällt es dir, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Dadurch kannst du bei der Ausarbeitung viel Zeit und Arbeit sparen.
Sind die Recherchen abgeschlossen, tun sich viele Studenten schwer dabei, ihre Gedankengänge zu Papier zu bringen. Denn die Fachsprache der Juristen ist zunächst ungewohnt. Angebote wie die „Schreibwerkstatt“ der Universität Bremen oder die Rubrik „Lernchance Sprache & Stil“ der Universität Osnabrück können hierbei Abhilfe schaffen (vgl. auch Hoffmann 2017).
Bevor du deine Arbeit schließlich einreichst, solltest du sie einer anderen Person zu lesen geben. Du hast natürlich auch die Möglichkeit, ein professionelles Lektorat in Anspruch zu nehmen. Denn Rechtschreibfehler oder eine fehlende Fußnote sind schnell übersehen, können aber erheblichen Einfluss auf die Benotung deiner Arbeit haben.
Checkliste: Seminararbeit in Jura
Bei einer Seminararbeit in Jura sind eine gute Zeitplanung sowie Arbeitsorganisation entscheidend. Im Folgenden zeigen wir dir, wie so ein Arbeitsplan beispielsweise aussehen könnte.
Tabelle 1: Anfertigung einer Seminararbeit in 4 Wochen
Arbeitsphase | Tätigkeiten | Dauer |
1. Vorbereitung |
– in das Thema einlesen, Literatur beschaffen (Bibliotheken, juristische Datenbanken, Fachzeitschriften) – Fragestellung eingrenzen – vorläufige Gliederung erstellen |
1 Woche |
2. Ausarbeitung |
– vertiefte Recherche zu einzelnen Aspekten |
2 Wochen |
3. Fertigstellung |
– Überarbeiten und Kürzen – Korrektur lesen – Zeitpuffer für Unvorhergesehenes und Formales (z.B. Erstellung von Deckblatt der Seminararbeit, Inhaltsverzeichnis der Seminararbeit, Literaturverzeichnis der Seminararbeit) |
1 Woche |
Wie du siehst, ist eine gute Seminararbeit in Jura kein Hexenwerk, erfordert aber ein wenig Planung und Disziplin. Lass dich also bei deinem ersten Versuch und insbesondere beim Fazit der Seminararbeit nicht verunsichern. Wenn du unsere Tipps verinnerlichst und dich möglicherweise auch an einem Seminararbeit Beispiel orientierst, sollte dabei nichts mehr schiefgehen – viel Erfolg!
FAQs zur Seminararbeit in Jura
Was sind die häufigsten Fehler bei einer Seminararbeit in Jura?
Eine unpräzise Fragestellung führt häufig zu Überforderung. Aber auch formale Vorgaben werden oft vernachlässigt.
Muss eine Seminararbeit in Jura im „Gutachtenstil“ verfasst sein?
Nein, denn anders als bei einer fallbasierten Hausarbeit wird in einer Seminararbeit kein Gutachten verfasst. Daher wird in der Regel auch kein Gutachtenstil verwendet.
Wie hoch sind die Chancen bei einer Remonstration in der Jura Seminararbeit?
Dies kann nur im Einzelfall beantwortet werden. Auf jeden Fall muss ein Fehler des Korrektors vorliegen. Eine bloße Unzufriedenheit mit der Benotung reicht daher nicht aus.
Gibt es Musterlösungen für Seminararbeiten in Jura?
Musterlösungen wie bei einer juristischen Fallbearbeitung gibt es nicht, da das Thema einer Seminararbeit meist individuell ist. In Stil und Aufbau kannst du dich aber zum Beispiel an Aufsätzen aus Fachzeitschriften orientieren.
Was kann ich gegen eine Schreibblockade in der Jura Seminararbeit tun?
Hat deine Schreibblockade inhaltliche Gründe? Dann besprich dein Thema mit Kommilitonen oder einem Dozenten. Hat sie eher psychische Gründe, dann helfen Pausen oder ein Spaziergang dabei, den Kopf frei zu bekommen.
Literatur
Basak, D., Reiß, M., Schimmel, R. (2017): Juristische Themenarbeiten(3. Aufl.). Heidelberg: C. F. Müller.
Dornis, T., Keßenich, F., Lemke, D. (2019): Rechtswissenschaftliches Arbeiten. Stuttgart: UTB.
Hoffmann, M. (2017): Deutsch fürs Jurastudium. In 10 Lektionen zum Erfolg(2. Aufl.). Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Lehmann, M., Byrd, B. (2016): Zitierfibel für Juristen (2. Aufl.). München: C. H. Beck.