Das Selbstplagiat stellt eine der umstrittensten Plagiatsformen dar. Die Konsequenzen können dieselben wie bei jedem Täuschungsversuch sein. Jedoch ist es schnell geschehen und was wirklich als Selbstplagiat gilt, wird je nach Wissenschaftlerkreis unterschiedlich gehandhabt. Um es sicher auszuschließen, empfiehlt sich eine sorgsame Plagiatsprüfung mit Augenmerk auf sämtliche Aspekte der Arbeit. Deswegen stellt sich die Frage, was Unis und Hochschulen darüber denken und wie Du es vermeiden kannst.
Was ist ein Selbstplagiat?
Das Selbstplagiat (auch: Autoplagiat) stellt eine Sonderform des Plagiats dar (vgl. Schallmeier, 2015, S. 14). Allgemein liegt ein Plagiat immer dann vor, wenn fremdes Gedankengut als eigenes ausgegeben wird. Wie die Universität Regensburg. es ausdrückt, handelt es sich bei einem Selbstplagiat also eigentlich um einen Widerspruch Deswegen ist der Begriff umstritten.
Trotzdem kann es als Plagiat zählen, wenn man seinen eigenen Text wiederverwendet. Es ist zwingend erforderlich, einen Hinweis auf die Originalarbeit zu geben. Auch ein möglicher Täuschungsversuch ist relevant. Das ist der Fall, wenn Du mit Absicht von Dir selbst abschreibst, ohne Dich zu zitieren oder gleich eine ganze Arbeit nochmal abgibst. Im Zweifelsfalle wird individuell entschieden, ob es sich um ein Selbstplagiat handelt oder nicht. Wenn Du dir unsicher bist, kannst Du professionelle Unterstützung hinzuziehen. . Hier werden nicht nur Deine Quellen gecheckt. Sondern es wird auch auf Fehler bei der Formatierung geachtet. Damit kannst Du auch ein unbeabsichtigtes Selbstplagiat ausschließen.
Dein Schutz vor Plagiat
Selbstplagiat – ein Beispiel
Du fragst Dich nun sicherlich, wie ein Selbstplagiat aussieht. Daneben existieren noch weitere Arten von Plagiat wie das Ideenplagiat oder das Strukturplagiat. Hier wird von einem Dritten abgeschrieben. Aber woran erkennt man, dass man von sich selbst plagiiert hat? Der nachfolgenden Abbildung kannst Du entnehmen, was diese Plagiatsform ausmacht:
Abb. 1: Beispiel eines Selbstplagiats, Quelle: eigene Darstellung
Denn wie Du sehen kannst, unterscheiden sich die Texte inhaltlich nicht voneinander. Die Autorin hat darauf geachtet, nichts wortwörtlich zu übernehmen. Damit stellt es zumindest kein Copy & Paste Plagiat dar. Auch wenn es keine wörtliche Übernahme eines Textabschnitts gegeben hat, ist es trotzdem nicht in Ordnung. Angaben zu einer Quelle oder das Aufführen im Literaturverzeichnis fehlen vollständig. Aber das gehört zwingend dazu, wenn Du korrekt vorgehen willst. Es ist nicht ausreichend, sich im Text einfach auf die alte Quelle zu berufen. Alles, was Du schreibst, muss auch im Verzeichnis zu finden sein. Somit ist das Anführen von Zitaten oder Fußnoten alleine ebenfalls nicht ausreichend.
Warum ist das Selbstplagiat verboten?
Bei einem Verbot des Selbstplagiats muss zunächst zwischen der juristischen und der wissenschaftlichen Sichtweise unterschieden werden. Denn im juristischen Sinne machst Du Dich damit so gut wie nie strafbar. Schließlich sind die Texte Dein geistiges Eigentum. Somit kannst Du sie schlecht von jemand anderem „stehlen“. Das Urheberrecht greift nur, wenn sogenannte Verwertungsrechte betroffen sind. Das heißt, Du musst Deine Rechte an einem Text an jemand anderen abgetreten haben. Das kann zum Beispiel vorkommen, wenn Du eine bereits geprüfte Hausarbeit zum Kauf anbietest.
Es existieren einige Internet-Portale und Verlage, wo Studierende entsprechende Unterlagen kostenpflichtig runterladen können. Stellst Du Deine alte Arbeit dort ein, übernimmt oft die jeweilige Institution die Rechte an dem Werk. Schau‘ im Zweifelsfall im Vertrag nach, den Du dann unterschrieben hast. Nähere Infos zum Thema Urheber- und Verwertungsrechte bietet die Universität Würzburg. Für die Uni gelten also andere Gründe, warum es verboten ist, von sich selbst abzuschreiben.
Selbstplagiat als Täuschungsversuch
Bei einem Selbstplagiat wird das Urheberrecht nicht verletzt. Trotzdem kann es Deine Uni als Täuschungsversuch ansehen. Denn bei einer Wiederverwendung wird eine falsche Vorstellung von der aktuellen Arbeit geweckt (vgl. Dettmann et al., 2019, S. 89). Die Wissenschaft soll nämlich durch neue Erkenntnisse bereichert werden. Aber das kann die Forschungsgemeinschaft nur nachvollziehen, wenn die Originalquelle bekannt ist. Auch wenn Du diese Originalquelle bist, kann es irreführend sein, Dich nicht selbst zu benennen. Man muss daher immer sorgsam damit umgehen, woher die schlauen Gedankengänge kommen. Sonst kann es vorkommen, dass Dein Vorgehen als vorsätzliche Täuschung gewertet wird. Das ist davon abhängig, was der jeweilige Prüfer von Deiner Arbeit erwartet. Aufgrund formaler Merkmale alleine (wie z.B. Fußnoten) kann man ein Plagiat also nicht ausschließen.
Ein Selbstplagiat kann dazu führen, dass Du die Prüfungsleistung nicht erfolgreich bestehst. Im schlimmsten Fall stuft der zuständige Fachbereich Deine Arbeit als vorsätzlichen Täuschungsversuch ein.
Darf ich überhaupt aus meinen eigenen Texten zitieren?
Es handelt sich nicht immer um ein Selbstplagiat, wenn Du Deine alten Texte wieder aufgreifst. Allerdings ist das nicht einheitlich geregelt. Das wiederholte Einreichen einer bereits bewerteten Arbeit kann einem Vollplagiat ähneln. Die Universität Frankfurt. stuft die erneute Verwertung von Teilen bereits benoteter Arbeiten als Selbstplagiat ein Die Universität Wien ermöglicht dagegen, Teile eigener Texte wiederzuverwenden, wenn diese entsprechend ausgewiesen werden. Dementsprechend solltest Du Deine Fakultät fragen, was sie von Deiner Arbeit erwartet.
Eine Zitation ist nicht notwendig, wenn Du den Text und die Gedanken dahinter noch nie zuvor verwendet hast. Selbstverständlich gilt das nur, wenn es sich um Deine Eigenleistung handelt (und nichts von einem Dritten übernommen hast). Wurde Deine Arbeit bereits veröffentlicht (z.B. in einer Fachzeitschrift), kannst Du recht einfach vorbeugen. Du musst Dich dann lediglich selbst zitieren. Der nachfolgenden Tabelle kannst Du entnehmen, wann ein Selbstzitat in Ordnung ist und ob Du Dich als Quelle nennen musst:
Tabelle 1: Schnellcheck zur Quellenangabe und Vermeidung eines Selbstplagiats
Wurde der Text bereits zur Prüfung eingereicht? | Wurde der Text bereits veröffentlicht? | Umgang mit Text(bausteinen) und der Quellenangabe |
Nein | Nein |
gilt als erstmalige Verwendung, kein Verweis notwendig |
Ja | Nein | oft keine Verwendung erlaubt (auch kein Selbstzitat), ist mit der zuständigen Fakultät abzuklären |
Nein | Ja |
Selbstzitat möglich, Verweis erforderlich, wissenschaftliche Qualität ist mit der zuständigen Fakultät abzuklären |
Ja | Ja |
Selbstzitat möglich, Verweis erforderlich |
Selbstplagiat Dissertation – hier besteht das größte Risiko
Manchmal ist es gar nicht so einfach, ein Selbstplagiat zu vermeiden. Gerade beim Anfertigen einer Dissertation besteht das größte Risiko. Zuvor wurden schon etliche andere wissenschaftliche Texte (Hausarbeiten, Bachelorarbeit, Masterarbeit usw.) verfasst. Dann ist es gut möglich, dass man Inhalte aufgreift, die bereits thematisiert wurden.
Zudem werden Dissertationen fast immer veröffentlicht, was ein „Auffliegen“ besonders wahrscheinlich macht. Deswegen gelten bei der Doktorarbeit klare Regeln. Der Leitfaden der Charité Berlin enthält viele hilfreiche Tipps. Das „Abschreiben von sich selbst“ funktioniert in zwei Richtungen. Einerseits kann es sein, dass in die eigene Dissertation bereits anderweitig verfasste Abschnitte aufgenommen werden. Soll andererseits die Doktorarbeit bei einer Fachzeitschrift publiziert werden, muss der Herausgeber bereits bei Einreichung des Beitrags auf bestehende Veröffentlichungen hingewiesen werden.
Selbstplagiate können auch entstehen, wenn Teile einer deutschsprachigen Dissertation als einzelne Artikel in englischsprachigen Journals veröffentlicht werden (vgl. Domes et al., 2018, S. 53 – 54). Hier kann zudem der Sonderfall von einem Übersetzungsplagiat gegeben sein.
Hilfe für wissenschaftliche Texte
So verhinderst Du ein Selbstplagiat
Auch wenn das Selbstplagiat nicht überall gleich behandelt wird, kannst Du Vorkehrungen treffen, um es zu verhindern. Dazu stehen Dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Mache Dich zunächst intensiv mit den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis vertraut. Diese sind international gleich bzw. sich überall sehr ähnlich. Sie bilden die Basis für wissenschaftliches Arbeiten. Hierfür bietet die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen guten Überblick.
Beachte zudem die spezifischen Hinweise Deiner Fakultät. Oft sind sie bereits auf der Internetseite Deiner Hochschule veröffentlicht (Abb. 2 zeigt ein Beispiel der Charité Berlin). Frage aktiv nach, wenn Du Dir nicht sicher bist oder besuche entsprechende Informationsveranstaltungen.
Abb. 2: Ausführungen der Charité Berlin zur Vermeidung eines Selbstplagiats in der Dissertation
Gehe immer kritisch mit Deinen eigenen Ausarbeitungen um und achte darauf, alle Belege vollständig aufzuführen. Nutze hierfür zum Beispiel den Schnellcheck (Tabelle 1). Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst, kannst Du auch einem Profi Deine Arbeit zum Korrekturlesen geben.
Ein Selbstplagiat kann die gleichen Konsequenzen wie ein jeder anderer Täuschungsversuch nach sich ziehen. Gerade bei der Anfertigung umfangreicher Arbeiten wie einer Dissertation können Selbstplagiate sogar manchmal aus Versehen vorkommen. Deswegen ist ein sorgsamer Umgang im wissenschaftlichen Arbeiten unerlässlich. Bei Zweifeln kann aber professionelle Unterstützung herangezogen werden.
FAQs zum Selbstplagiat
Wie muss ich mich selbst zitieren, um ein Selbstplagiat zu vermeiden?
Du musst Dich selbst zitieren, wie Du jeden anderen Autor auch ausweisen würdest. Das heißt, Du musst im Text einen Hinweis geben und darfst die Angabe im Literaturverzeichnis nicht vergessen. Um Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden, solltest Du auf eine professionelle Plagiatsprüfung setzen.
Handelt es sich um ein Selbstplagiat, wenn ich mich selbst zitiere, obwohl ich meinen Text zum Verkauf anbiete?
Nein. Auch wenn Du die Rechte an Deinem Text abgetreten hast, ist eine Selbstzitation unter Beachtung wissenschaftlicher Gütekriterien zulässig. Frage im Zweifelsfall bei Deinem Prüfer oder Deiner Fakultät nach.
Kann ein professioneller Plagiats-Check ein Selbstplagiat sicher ausschließen?
Grundsätzlich schon. Allerdings gibt es eine Ausnahme. Du musst dem Korrektor bzw. Lektor alle nötigen Infos zur Verfügung stellen. Lässt Deine Uni oder Hochschule Auszüge bereits eingereichter Arbeiten trotz Zitation nicht nochmals zu, kann Dir auch ein Profi nur helfen, wenn er weiß, was Du vorher geschrieben hast.
Werde ich von der Uni geschmissen, wenn ich ein Selbstplagiat abliefere?
Das kommt auf Art und Umfang des Selbstplagiats an. Grundsätzlich kann ein Selbstplagiat als Täuschungsversuch gewertet werden und somit zum Nichtbestehen einer Prüfungsleistung bis hin zur Exmatrikulation führen. Allerdings geht diesem ein Prüfverfahren voraus. Es handelt sich also auch immer um Einzelfallentscheidungen.
Handelt es sich auch um ein Selbstplagiat, wenn ich ein altes Abstract oder eine alte Präsentation wiederverwerte?
Streng genommen, ja. Es gibt zwar Studierende, die davon berichten, dass ihre Prüfer es dabei nicht so genau nehmen. Allerdings solltest Du Dich darauf nicht verlassen. Frage nach, wie es sich in Deinem speziellen Fall verhält!
Literatur
Dettmann, Marleen et al. (2019): Der Wegweiser zum wissenschaftlichen Arbeiten: Für Studium, Fernstudium und Praxis, 2. Auflage, Bremen.
Domes, Gregor et al. (2018): Wissenschaftliches Publizieren in der Psychologie: Ein praktischer Wegweiser und Leitfaden, 1. Auflage, Berlin/Heidelberg.
Schallmeier, Florian (2015): Raub der Seele: Missbräuchliche Verwendung fremden geistigen Eigentums und seine Konsequenzen, Online-Ressource, Hamburg.