Wann setzt man den Gender-Unterstrich ein?
Die gute Nachricht zuerst: Den Gender-Unterstrich kannst Du bei einigen Wortarten gebrauchen. Wie immer gibt es aber ein paar Ausnahmen, die sich mithilfe unserer Beispiele allerdings leicht ausfindig machen lassen. So stellt der Unterstrich etwa bei der nächsten Hausarbeit kein Problem mehr für Dich dar.
Gendern mit Unterstrich – Pronomen und unbestimmte Artikel
Einige Pronomen lassen sich gendergerecht schreiben, indem Du zwischen die männliche und die weibliche Endung den Unterstrich setzt:
- solche_r
- jene_r
- welche_r
Nach demselben Prinzip kannst Du ebenfalls bei unbestimmten Artikeln vorgehen. Aber aufgepasst bei bestimmten Artikeln: hier ist nämlich die Doppelschreibung nötig.
- eine_r
Der Unterstrich soll laut der Universität Dresden durch die Lücke die Vielzahl an Geschlechtsidentitäten symbolisieren. Ganz ähnlich sieht es übrigens mit dem Gender-Sternchen aus.
Wörter mit gleichem Stamm gendern
Der Unterstrich bzw. Gender-Gap wird vor die Nachsilbe -in oder -innen gesetzt (vgl. Conejo, 2020, S. 10). Wie genau das geschrieben aussieht, siehst Du anhand der Beispiele:
- Forscher_in
- Verkäufer_in
- Violinist_in
- Direktor_in
Bei Wörtern, wo sich der Stamm der weiblichen und der männlichen Form unterscheidet, ist allerdings Vorsicht geboten. Denn bei Begriffen wie „Experte und Expertin“, kannst Du diese verkürzte Schreibweise nicht verwenden. Einige weitere Beispiele, bei denen diese Variante leider nicht funktioniert, siehst Du übrigens in unserer ersten Abbildung.
Abb. 1: Gender-Unterstrich bei gleichen und unterschiedlichen Stämmen
Zur Überprüfung ist die „Weglassprobe“ ideal: ohne die weibliche Endung muss das Wort nämlich noch immer grammatikalisch korrekt sein (vgl. Olderdissen, 2022). Damit dabei nichts schiefgeht, bietet es sich an, ein Lektorat der Bachelorarbeit durchführen zu lassen. Bei unserem Beispiel „Expert_in“ würde übrigens für die maskuline Form „Expert“ dastehen. Daher müsstest Du hierbei eine andere Form zum richtigen Gendern verwenden.
Lektorat & Korrekturlesen für
Lektorat für Fremdsprachen
Umgang mit zusammengesetzten Wörtern
Zusammengesetzte Wörter scheinen im ersten Moment vielleicht geschlechtsneutral zu sein. Schließlich begegnen uns Begriffe wie „Anfängerkurs“ oder „Leserstimmen“ im Alltag immer wieder. Tatsächlich bezieht sich aber zumindest ein Teil der Worte auf Personen. Achte daher am besten darauf, wenn Du etwa an Deiner Dissertation schreibst. Wie Du dazu eine gendergerechte Bezeichnung machen kannst, siehst Du im Folgenden:
- Anfänger_innen
- Leser_innenstimmen
Eine gute Alternative bei zusammengesetzten Wörtern sind außerdem neutrale Formulierungen. Auf diese Weise musst Du Dir nämlich keine Gedanken darüber machen, ob Du einen Unterstrich einfügen kannst oder nicht. Statt „Einsteigerkurs“ könnte man etwa „Einstiegskurs“ benutzen. Oder aber „lesefreundlich“ anstelle von „leserfreundlich“.
Abb. 2: Gendern mit Unterstrich bei zusammengesetzten Wörtern
Mit Unterstrich gendern – Die Vor- und Nachteile
Geschlechtergerechte Sprache ist definitiv bei den Hochschulen angekommen und wird dort immer wichtiger. Beinahe jede Universität hat daher einen eigenen Leitfaden entwickelt, so beispielsweise auch die Universität Freiburg.
Hilfe für wissenschaftliche Texte
Bisher ist aber keine Form der gendersensiblen Sprache perfekt. Im Folgenden haben wir daher die Vor- und Nachteile der Schreibweise mit Unterstrich aufgelistet. Damit sollte Dir die Entscheidung etwa vor dem Schreiben Deiner Masterarbeit leichter fallen.
Tabelle 1: Gendern mit Unterstrich – Für und Wider
Vorteile
|
Nachteile
|
---|---|
Mehrere Geschlechtsidentitäten werden repräsentiert | Problematisch für Screenreader |
Nicht dudenkonform |
Leitfaden zum Gendern mit Unterstrich
Die wichtigsten Dos and Don’ts zum Thema Gendern mit Unterstrich findest Du kompakt zusammengestellt in unserem Leitfaden. Dort gibt es zudem weitere Beispiele, die Du beim Schreiben verwenden kannst.
Literatur
Conejo, Beatriz Borrachero (2020): Eine Einführung in die geschlechtergerechte Sprache, Bachelorarbeit, Salamanca.
Olderdissen, Christine (2022): Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt, 1. Aufl., Duden.
FAQs zum Gender-Unterstrich
Wann kann der Gender-Unterstrich verwendet werden?
Den Unterstrich kannst Du verwenden, solange die „Weglassprobe“ noch immer funktioniert. Damit ist gemeint, dass nach Weglassen des Sonderzeichens beide Wortformen grammatikalisch korrekt sein müssen (vgl. Olderdissen, 2022).
Wie gendert man mit Unterstrich?
Dazu musst Du lediglich den Unterstrich hinter die maskuline Form eines Wortes setzen und die weibliche Endung anfügen. Die angefügte Endung wird hierbei, wie auch beim Gender-Doppelpunkt, kleingeschrieben.
Welche Alternativen gibt es für eine geschlechtsneutrale Sprache?
Du könntest etwa das sogenannte Binnen-I verwenden oder eine der anderen drei Varianten mit Sonderzeichen. Wichtig hierbei ist lediglich, dass Du auf eine einheitliche Formatierung achtest. Wenn Du lieber auf die Sonderzeichen verzichten möchtest, dann kannst Du für viele Worte eine geschlechtsneutrale Alternative verwenden. Ebenfalls möglich ist die sogenannte Paarform, hierbei werden Männer und Frauen hintereinander aufgezählt: Doktoren und Doktorinnen.
Wie gendert man Professor mit Unterstrich?
Da die maskuline und die feminine Form hier denselben Wortstamm haben, können sie ganz einfach mit dem Gender-Unterstrich zu einem Wort verkürzt werden. Das sieht dann so aus: Professor_in im Singular sowie Professor_innen im Plural.
Ist gendern mit dem Unterstrich grammatikalisch korrekt?
Die Schreibweise mit Gender-Unterstrich wird vom amtlichen Regelwerk zur Rechtschreibung leider nicht als konform angesehen. Wenn Du Dich also an die Rechtschreibung halten möchtest, dann kannst Du mit dem Schrägstrich und einem Bindestrich gendern.