- Was bedeutet es, seine Bachelorarbeit im Unternehmen zu schreiben?
- Wo findet man geeignete Angebote von Unternehmen?
- Was kann bei einer Bachelorarbeit im Unternehmen rausspringen?
- Unternehmen vs. Hochschule: Wie vermittelt man zwischen beiden Seiten
- Was sind weitere Nachtteile einer Bachelorarbeit in einem Unternehmen?
- Literatur
Wer seine Bachelorarbeit im Unternehmen schreibt, hat statt einem trockenen Theoriethema echten Praxisbezug, bei dem im besten Fall nach dem Abschluss eine feste Stelle herausspringt. Doch ist das tatsächlich alles so einfach? Dieser Beitrag erklärt, was es mit einer außeruniversitären Bachelorarbeit auf sich hat und welche Vor- und Nachteile es gibt.
Was bedeutet es, seine Bachelorarbeit im Unternehmen zu schreiben?
Bei einer Kooperation mit einem Unternehmen arbeitet man in der Regel über einen gewissen Zeitraum vor Ort in einem Betrieb und erforscht dort einen Sachverhalt. Die Forschungsergebnisse dienen dann meist dazu, Prozesse im Unternehmen zu verbessern (vgl. Voss 2017: 26). Es kann durch die Untersuchung der Arbeitsbedingungen mithilfe der Bedürfnispyramide nach Maslow beispielsweise die Produktivität des Teams gesteigert werden.
Beide Seiten haben so einen Nutzen aus der Bachelorarbeit: Das Unternehmen kann die Forschungsergebnisse verwenden, um in Zukunft Abläufe anzupassen und effektiver zu arbeiten. Der Studierende kann Praxiserfahrung und Kontakte sammeln – und wenn er Glück hat, wird er danach übernommen (Bensberg/Messer 2014: 162).
In dualen Studiengängen sind Bachelorarbeiten in Unternehmen die Regel, auch in technischen Fächern und den Betriebswissenschaften finden sich häufig entsprechende Kooperationen (vgl. Oehlrich 2015: 15). Doch auch für Studierende in anderen Fachbereichen kann die Suche nach einem Thema erfolgreich sein.
So benötigen zum Beispiel manche Organisationen jemanden mit einem Geschichtsstudium, um die Unternehmensgeschichte für eine Veröffentlichung zu einem Jubiläum zu erforschen. Wer Pädagogik studiert, kann in Bildungseinrichtungen ein Projekt umsetzen und darüber seine Bachelorarbeit schreiben (vgl. Schütz/Röbken 2016: 1).
Wo findet man geeignete Angebote von Unternehmen?
Wer bereits bei einem Unternehmen den Fuß in der Tür hat, weil er dort bereits ein Praktikum gemacht hat oder als Werkstudent jobbt, kann einfach beim Vorgesetzten nachfragen, ob es möglich ist, in diesem Rahmen auch seine Bachelorarbeit zu schreiben. Die Chancen sind hier gut, weil man bereits ein bekanntes Gesicht ist.
Wenn man solche Kontakte zu Unternehmen noch nicht hat beziehungsweise lieber ein neues Unternehmen kennenlernen möchte, kann im Internet nach entsprechenden Angeboten für die Bachelorthesis suchen. Hier wird allerdings ein genaues Thema vom Unternehmer vorgegeben, auf das man sich bewerben und gegen andere Mitbewerber durchsetzen muss.
Angebote für Abschlussarbeiten in Unternehmen finden sich auf folgenden Internetseiten:
- www.die-bachelorarbeit.de: Dieses Portal sammelt Themen für Bachelorarbeiten in über 800 Unternehmen aus ganz Deutschland. Man kann hier sowohl nach Themen für bestimmte Fachbereiche suchen als auch nach bestimmten Arbeitgebern aus unterschiedlichen Branchen.
Abb. 1: Startseite die-bachelorarbeit.de
- www.academics.de: Dieses Karriereportal ist spezialisiert auf Stellen in der Wissenschaft und Forschung. Entsprechend lassen sich hier auch Angebote für Bachelorarbeiten in Unternehmen finden.
Abb. 2: Startseite academis.de
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- absolventa.de: Die Jobbörse für Absolventen, Berufseinsteiger und Young Professionals bietet vor allem für Studierende der Ingenieurwissenschaften und IT ein breites Angebot an Bachelorarbeiten in Unternehmen.
Abb. 3: Startseite absolventa.de
- Auch auf den Homepages der Universität oder Hochschule beziehungsweise der Studentenwerke gibt es meist integrierte Jobbörsen, die Angebote für Abschlussarbeiten in Unternehmen vor Ort sammeln, z.B. die Stellenbörse der Hochschule Neu-Ulm.
Abb. 4: Startseite Stellenbörse HS Neu-Ulm
Eine weitere Möglichkeit ist, bei interessanten Unternehmen auf den Internetseiten zu recherchieren. Meist findet sich hier ein Ansprechpartner oder eine Kontaktadresse – sei es für Werkstudentenstellen, Praktika oder Abschlussarbeiten. (vgl. Schmidt 2013: 57).
Was kann bei einer Bachelorarbeit im Unternehmen rausspringen?
Wer seine Bachelorarbeit in einem Unternehmen schreibt, wird trotzdem nicht immer zwingend dafür bezahlt. Denn für solch ein Arbeitsverhältnis gibt es keine klaren Vorschriften. Meist ist man anfangs im Rahmen einer Abschlussarbeit als Praktikant oder Werkstudent eingestellt (vgl. Bensberg/Messer 2014: 162).
Ist ein Praktikum im Studienverlauf vorgeschrieben, ist das Unternehmen nicht verpflichtet dem Studenten finanziell entgegen zu kommen. In bestimmten Fällen muss es aber zumindest den Mindestlohn zahlen. Sind die Forschungsergebnisse aber von besonderem Nutzen für das Unternehmen, kann auch eine Prämie herausspringen. Achtung: Wer BAföG erhält und für seine Abschlussarbeit im Monat mehr als 451 Euro erhält, dem können Leistungen gekürzt werden.
Was sich aber auf alle Fälle auszahlt ist die Praxiserfahrung – und die erleichtert nach dem Abschluss den Start ins Berufsleben. Selbst wer nicht direkt beim Unternehmen übernommen wird, kann auf wertvolle Kontakte setzen und hat Vorteile gegenüber anderen Bewerbern (vgl. Schmidt 2013: 44).
Unternehmen vs. Hochschule: Wie vermittelt man zwischen beiden Seiten
Wer eine externe Abschlussarbeit schreiben will, muss sich bewusst machen, dass er währenddessen zwischen den Stühlen sitzt: Auf der einen Seite ist die Hochschule mit all ihren Vorgaben an eine Bachelorthesis. Deren Anforderungen muss man gerecht werden, um eine gute Benotung zu bekommen (vgl. Schmidt 2013: 15).
Auf der anderen Seite hat aber das Unternehmen seine ganz eigenen Vorstellungen und dort will man sich schließlich als junger, engagierter Mitarbeiter beweisen (vgl. Bensberg/Messer 2014: 162 sowie Schütz/Röbken 2016: 3).
Daher sollte man zwischen beiden Seiten vermitteln und sowohl Gespräche mit dem Betreuer im Unternehmen als auch dem Betreuer an der Universität vereinbaren, um Unstimmigkeiten frühzeitig zu klären (vgl. Schmidt 2013: 106) und Kompromisse zu finden.
Das heißt aber auch, dass eventuell das Thema der Bachelorarbeit noch einmal angepasst werden muss, damit die Fragestellung sowohl den Unternehmensinteressen als auch den Anforderungen für wissenschaftliches Arbeiten entspricht.
Was sind weitere Nachtteile einer Bachelorarbeit in einem Unternehmen?
Für eine Bachelorarbeit im Unternehmen muss man gleichwohl in der Regel einen guten Zeitplan für die Bachelorarbeit haben und im Ernstfall sogar ein zusätzliches Semester in Kauf nehmen. Für die Bewerbungen auf geeignete Angebote braucht man allerdings etwas Vorlauf (vgl. Schmidt 2013: 48). Das sind insofern klare Nachteile beim Schreiben der Bachelorarbeit bei einem Unternehmen. Stellt man fest, dass die Vorbereitungszeit nicht reicht, kann man auch darüber nachdenken, erst die Masterarbeit im Unternehmen zu schreiben.
Hinzu kommt, dass viele Abschlussarbeiten darüber hinaus an ein konkretes Projekt in einem Unternehmen gebunden sind, das in einem bestimmten Zeitraum umgesetzt werden muss. Wer dann nebenher Vollzeit im Unternehmen arbeitet, findet kaum Zeit, die Forschungsergebnisse für die Bachelorarbeit wissenschaftlich aufzuarbeiten und niederzuschreiben (vgl. Oehlrich 2015: 15). Gerade dann kommen viele Studenten unter Druck und kommen nicht mehr dazu, die Arbeit sprachlich zu Optimieren. Ein schwerer Fehler! Gerade wenn man unter Zeitdruck gearbeitet hat, sollte man auf Korrekturlesen für die Bachelorarbeit nicht verzichten.
Ein weiterer Nachteil kann außerdem durch die Geheimhaltung der Forschungsergebnisse mit einem Sperrvermerk für die Bachelorarbeit entstehen. Meist wollen Unternehmen allerdings nicht, dass diese öffentlich gemacht werden, aber mindestens ein Exemplar sollte an der Hochschule einsehbar sein (Karmasin/Ribing 2017: 21). Auch hier muss man im Vorfeld genau zwischen beiden Seiten klären, was schließlich möglich und rechtlich erlaubt ist.
Für eine Bachelorarbeit in einem Unternehmen muss man unter dem Strich meist mehr Zeit investiert werden und man braucht viel Verhandlungsgeschick, um zwischen dem Gutachter an der Universität und dem Betreuer im Betrieb zu vermitteln. Dennoch lohnt es sich: Man erhält mit einer solchen Abschlussarbeit Einblick in die Praxis und erhöht damit ebenso definitiv die Karrierechancen für den Berufseinstieg.
Literatur
Bensberg, Gabriele/Messer, Jürgen (2014): Survivalguide Bachelor. Dein Erfolgscoach für das ganze Studium – Nie mehr Leistungsdruck, Stress & Prüfungsangst – Bestnoten mit Lerntechniken, Prüfungstipps, Berlin/Heidelberg.
Karmasin, Matthias/Ribing, Rainer (2017): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Leitfaden für Facharbeit/VWA, Seminararbeiten, Bachelor-, Master-, Magister- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen, 9. Aufl., Wien.
Oehlrich, Marcus (2015): Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben. Schritt für Schritt zur Bachelor- und Master-Thesis in den Wirtschaftswissenschaften, Berlin/Heidelberg.
Schmidt, Olaf (2013): Die Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben, Konstanz/München.
Schütz, Marcel/Röbken, Heinke (2016): Bachelor- und Masterarbeiten verfassen. Abschlussarbeiten in Organisationen, Berlin/Heidelberg.
Voss, Rödiger (2017): Wissenschaftliches Arbeiten leicht verständlich, 5. Aufl., Konstanz.