Die vorwissenschaftliche Maturaarbeit ist eine der drei Säulen der österreichischen Matura und der schweizerischen Matur. Gemeinsam mit einem Betreuer gilt es, den Anforderungen der Maturaarbeit gerecht zu werden. Neben dem Erstellen des schriftlichen Teils muss auch eine Präsentation der vorwissenschaftliche Arbeit (auch VWA abgekürzt) vorbereitet werden. Welche Aspekte diesbezüglich wichtig sind, wird in diesem Artikel erklärt.
Der schriftliche Teil
Vor der Matura bzw. Matur steht mit dem Schreiben der Maturaarbeit der entsprechenden Arbeit eine komplexe, aber sehr spannende Aufgabe an. Die vorwissenschaftliche Maturitätsarbeit besteht aus einem schriftlichen Teil, den man in den beiden letzten Jahren vor dem Schulabschluss schreibt. Dabei handelt es sich um eine Art Hausarbeit (vgl. Karmasin/Ribing 2017: 51). Welche Anforderungen der Maturaarbeit diesbezüglich wichtig sind, wird im Folgenden erklärt.
Die Themenfindung und der Betreuer der vorwissenschaftlichen Arbeit
Zu Beginn des vorletzten Schuljahres setzt man sich mit einem Thema für die Arbeit auseinander. Zusätzlich begibt man sich auf die Suche nach einem geeigneten Betreuer der Arbeit. Dieser begleitet die gesamte Entstehung der Maturitätsrbeit. Er nimmt dabei die Rolle eines Coaches ein.
Die erste Anforderung der Maturaarbeit ist, das Thema selbstständig zu wählen. Dabei stehen die eigenen Interessen des jeweiligen Schülers im Vordergrund. Dennoch gibt es seitens des Betreuers Unterstützung: Weil das Eingrenzen des Themas oft schwierig ist, bietet er diesbezüglich Hilfe.
Die Recherche für die Maturaarbeit
Des Weiteren muss geeignete Literatur zum gewählten Thema gefunden werden. Ebenso wie die Themenfindung soll diese Aufgabe selbstständig gemeistert werden. Dazu greift man auf jene Möglichkeiten zur Literaturrecherche zurück, die man im Unterricht bereits kennen gelernt hat. Einen guten Überblick über Recherchemöglichkeiten gibt die Homepage des BMBF Österreich.
Der Erwartungshorizont bzw. die Arbeitsvereinbarung
Im Zuge des Einreichens des gewählten Themas setzt man sich in Österreich auch mit dem sogenannten Erwartungshorizont auseinander. Dabei handelt es sich um vier Bereiche, um das Ziel und die Methode der Arbeit festzulegen.
Zum einen gibt man persönliche Beweggründe bekannt, zum anderen erste Basisliteratur. Außerdem umfasst der Erwartungshorizont die Nennung vorläufiger Leitfragen. Überdies erklärt man die Methode. Zusätzlich benötigt man bereits eine erste grobe Gliederung. All dies muss man bis zum Einreichen des Themas Ende des ersten Semesters der vorletzten Klasse klären.
In der Schweiz entspricht der Erwartungshorizont dem Vorvertrag mit der Arbeitsvereinbarung. Hier legt man ebenfalls alles Wichtige mit der Betreuungsperson fest. Die Vereinbarung wird anschließend im Maturaarbeitsbüro abgegeben.
Protokolle führen
Nicht nur der Betreuer der Arbeit, sondern auch der Schüler selbst muss den gesamten Arbeitsverlauf in Österreich schriftlich festhalten. Dazu dient das sogenannte Begleitprotokoll. Dieses muss verpflichtend geführt und der fertigen Arbeit beigelegt werden. Dieses Protokoll dient dazu, eine Übersicht über die Arbeitsschritte zu bekommen.
Aufgeschrieben wird beispielsweise, welche Bibliotheken man aufgesucht hat. Des Weiteren werden Besprechungen mit dem Betreuer in Stichworten wiedergegeben. Auch Fortschritte, nächste Schritte, Probleme oder offene Fragen werden protokolliert. Zusätzlich führt man die verwendeten Hilfsmittel an.
Ausarbeitung des Textteils
Der nächste Schritt ist die Ausarbeitung des Textteils. Die diesbezüglichen Anforderungen der Maturaarbeit sind vielfältig. Zum einen soll die vorwissenschaftliche Maturitätsarbeit einen logischen Aufbau aufweisen und einen roten Faden haben. Zum anderen sollen auch die Kapitel in sich stimmig sein. Das Ziel ist, die Fragestellung schlüssig zu beantworten. Dazu muss man gut argumentieren.
Wichtig ist beim Schreiben des Textes die Selbstständigkeit. Das zeigt sich zum Beispiel daran, wie man Aussagen aus der Literatur miteinander verknüpft. Ebenso ist das Ziehen von eigenen Schlüssen wesentlich. Man baut also den Text so auf, dass die Fragestellung der Maturaarbeit logisch beantwortet werden kann.
Die Anforderung der Maturaarbeit ist, dass sich in der fertigen vorwissenschaftlichen Arbeit die Eigenständigkeit des Verfassers widerspiegelt. Eine Einschränkung diesbezüglich gibt es aber: Es ist nicht notwendig, neue Forschungsergebnisse zu liefern! Denn das ist meist mit viel Zeitaufwand verbunden. Außerdem ist das eine Anforderung an Hochschulen.
Quellenangaben
Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit muss man auch bei einer vorwissenschaftlichen Arbeit nachvollziehen können, woher Aussagen oder Daten stammen. Demnach muss man fremde Erkenntnisse zitieren und durch Quellenangaben nachvollziehbar machen. Dadurch wird auch sichtbar, welche Teile des Textes die eigenen Gedanken des Schülers enthalten. Gerade wenn man vermutete, dass man vielleicht doch nicht ordentlich genug gearbeitet hat, gibt eine Plagiatsprüfung Sicherheit.
Ein zweiter Grund, wieso man bei einer Maturitätsarbeit zitiert, ist die Tatsache, dass man bei einer Maturaarbeit wissenschaftliche Arbeitsweisen einübt. Direkte und indirekte Zitate anzuwenden gehört ebenso wie beispielsweise das Formulieren der Fragestellung, Recherchieren oder Schreiben zu den wissenschaftlichen Arbeitstechniken. Diese benötigt man später bei einem Studium.
Schreibstil und Layout
Neben den bereits erwähnten Anforderungen der Maturaarbeit ist ein wissenschaftlicher Schreibstil ebenso ein wesentlicher Bereich (vgl. Bänsch/Alewell 2013: 28). Eine vorwissenschaftliche Maturaarbeit weist eine beschreibende, neutrale Sprache auf. Alltagssprache und Umgangssprache sind fehl am Platz. Zusätzlich ist eine gut verständliche Formulierung wichtig. Außerdem muss der Text fehlerfrei sein.
Abgesehen davon muss auch das Äußere einheitlich und übersichtlich gestaltet sein. Wenn man Grafiken und Tabellen erstellen möchte, müssen sie gut eingebunden sein. Sowohl die Schriftgröße als auch die Schriftart und die Farben sollen ein stimmiges Ganzes ergeben. Wer sich dabei noch unsicher ist, sollte eine professionelle Formatierung und ein Lektorat einer Maturaarbeit nutzen.
Anforderungen der Maturaarbeit: Der mündliche Teil
Beim mündlichen Teil handelt es sich um die sogenannte Präsentation der Maturaarbeit. Das ist jener Teil der Prüfung, bei der man die wesentlichen Erkenntnisse der Maturitätsarbeit vorstellt. In circa zehn bis 15 Minuten stellt man der Kommission zunächst das Thema vor. Danach folgt eine Diskussion, bei der man sein Fachwissen unter Beweis stellt.
Präsentation
Beim ersten Teil der mündlichen Prüfung gibt man einen Problemaufriss, der sich aus der Fragestellung der Maturaarbeit ableitet. Die Kommission soll auf diese Weise einen Überblick über das gewählte Thema erhalten. Wichtig ist diesbezüglich, sich vor allem auf wichtige Themenbereiche zu konzentrieren. Abbildungen und Übersichten helfen, wichtige Aussagen zu untermauern (vgl. Nünning 2008: 174).
Die Anforderungen der Maturaarbeit sind hoch und bezüglich der Präsentation der vorwissenschaftlichen Maturitätsarbeit breit gefächert. Die Präsentation soll einerseits einen logischen Aufbau aufweisen. Andererseits muss man das Thema gut verständlich erklären. Dabei sollte man frei sprechen und gut argumentieren. Das Ziel ist, die Kommission zu überzeugen, dass das Thema eigenständig und fachlich einwandfrei bearbeitet wurde.
Diskussion
Nach der Präsentation folgt die Diskussion. Dieser Teil der mündlichen Prüfung ist etwas länger als die Präsentation an sich. Dabei werden von der Kommission fachlich wichtige Fragen gestellt. Diese müssen genau beantwortet werden. Man stellt dabei unter Beweis, eine fachliche Diskussion führen zu können.
Auch wenn die Anforderungen der Maturaarbeit hoch sind, lässt sich dieser Teilbereich der Matura bzw. Matur gut meistern. Einerseits steht jedem Maturanten bzw. Maturanden ein Betreuer Maturitätsarbeit zur Verfügung. In vielen Gesprächen können offene Fragen oder Probleme geklärt werden. Andererseits gibt es umfangreiches Infomaterial, welches Orientierung bietet. Ein Beispiel dafür ist die Handreichung des österreichischen Bildungsministeriums. Zusätzlich bieten viele Gymnasien auf ihren Websites detaillierte Informationen an.
Literatur
Bänsch, Axel/Alewell, Dorothea (2013): Wissenschaftliches Arbeiten, Berlin.
Karmasin, Matthias/Ribing, Rainer (2017): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten, 9. Aufl., Stuttgart.
Nünning, Vera (2008): Schlüsselkompetenzen: Qualifikationen für Studium und Beruf, Wiesbaden.
Weiterführende Literatur:
Peterson, Birgit (2014): Die 99 besten Schreibtipps: Für die vorwissenschaftliche Arbeit, Matura und das Studium, 2. Auflage Wien.
Prenner, Monika/Samac, Klaus (2011): Durchstarten zur vorwissenschaftlichen Arbeit, Berlin.
Schreilechner, Adelheid/Maresch, Günter (2014): Vorwissenschaftliche Arbeit, Wien.