Kein Student kommt darum herum, eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben – sei es eine Hausarbeit für ein Seminar oder die große Abschlussarbeit, die dem Studentenleben ein Ende bereiten soll. Während ein bekanntes Sprichwort „Aller Anfang ist schwer“ lautet, gilt hier vor allem „Den Anfang schreiben ist das Schwerste!“. Einige Tipps und Tricks, die die Panik vor dem weißen Blatt nehmen können, stellen wir hier vor.
Übung macht die erfolgreiche Bachelorarbeit und Masterarbeit!
Mancher schreibt seine erste Hausarbeit schon als Ersti, andere manövrieren sich geschickt bis zur Bachelorarbeit oder Masterarbeit um diese Herausforderung herum. Von letzterem ist aber in jedem Fall abzuraten. Kein Marathonläufer würde die Laufschuhe erst vor dem Start zum ersten Mal schnüren! Was im Sport selbstverständlich ist, gilt auch für das Schreiben: Training führt zum Erfolg.
Das schriftliche Ausformulieren der eigenen Gedanken will geübt sein. Dabei muss nicht gleich täglich eine wissenschaftliche Abhandlung ausgearbeitet werden. Auch das klassische Tagebuchführen, ein eigener Blog oder das Verfassen von E-Mails an Freunde ist eine gute Fingerübung, um überhaupt erst einmal ins Schreiben zu kommen. So fällt es auch leichter, den Anfang beim Schreiben zu finden.
Der erste Schritt
Es gibt massenhaft Fachliteratur über das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten und wissenschaftliches Arbeiten selbst. Zu den Klassikern und viel empfohlenen Werken gehört das Buch von Roman-Schriftsteller Umberto Eco „Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt“. Zwar will er damit geisteswissenschaftliche Studenten ansprechen, der Ratgeber eignet sich aber dennoch auch für deren Kommilitonen aus anderen Fachrichtungen. Auffällig dabei ist: Dem Schreiben widmet er sich erst in Kapitel 5! Bevor das erste Wort der Arbeit zu Papier (oder auf den Bildschirm) gebracht wird, ist nämlich einiges an Vorarbeit zu leisten. Und je ausführlicher die Vorbereitung ausfällt, desto leichter fällt der Einstieg ins Schreiben.
Bevor man anfängt zu schreiben, muss man natürlich wissen, worüber man schreibt. Glücklich also, wer das Thema vom Prof auf dem Silbertablett serviert bekommt? Dazu meint Umberto Eco: „In manchen Fällen schreibt der Kandidat eine Arbeit über ein Thema, das der Dozent für ihn ausgesucht hat. Das sollte man vermeiden“ (Eco 2007, 15). Das wichtigste bei der Themenfindung ist die Frage: Was interessiert mich an meinem Studienfach (oder im Fall einer Hausarbeit: in dem Seminar) am meisten? Wochen-, monate- oder im Falle einer Dissertation womöglich jahrelang wird man sich mit diesem Thema auseinandersetzen (Siehe die Tipps der Universität Mannheim).
Lesen kommt vor dem Schreiben der Bachelorarbeit und Masterarbeit
Ist ein interessantes Thema gefunden und die Fragestellung mit dem Prof abgesprochen, heißt es ab in die Bibliothek. Bei der Literaturrecherche darf ruhig nach links und rechts geschaut werden. So verschafft man sich einen Überblick über das Thema. Interessant ist hier, wie ein Ghostwriter seine Literaturrecherche zum Ghostwriting in einem Artikel in der Zeit beschreibt.
Um sich nicht in den Wirren von Primär- und Sekundärliteratur zu verlieren, kann es hilfreich sein, das Thema auf einen Satz herunterzubrechen. Was konkret soll in der Arbeit untersucht werden? Die Antwort auf diese Frage kann man auf einem Zettel notieren und diesen über den Schreibtisch oder auf den Laptop kleben. Das hilft, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren und auch dabei, einen sinnvollen Anfang schreiben zu können.
Wie Bildhauer schreiben
Da strahlt sie einem entgegen, so rein und unschuldig und vollkommen weiß: die leere Seite. Häufig fällt es besonders schwer, das allererste Wort auf das Papier zu bringen, weil alles perfekt sein soll. Doch wie Hemingway es so treffend ausdrückte: „The first draft of anything is shit“. Die sprachliche Optimierung, Neuformulierung oder gar die Streichung eines ganzen Absatzes und das Umschreiben gehören ganz natürlich zum Schreibprozess dazu.
Hierbei sollte man sich jedoch auf wenige Änderungsrunden beschränken. Andernfalls gerät man schnell in eine endlose Verbesserungsspirale. Wenn die Arbeit fertig geschrieben ist, kann es hilfreich sein, ein professionelles Lektorat der Hausarbeit in Anspruch zu nehmen. Eventuelle Zweifel an Formulierungen, Schreibweisen oder der Formatierung können zunächst ignoriert werden, da am Ende noch ein Profi einen Blick auf die Arbeit werfen wird.
Jetzt aber los: Den Anfang schreiben!
Bereits Grundschüler lernen den typischen Aufbau einer schriftlichen Arbeit: Einleitung, Hauptteil, Fazit schreiben. Also fangen wir mit der Einleitung an. Falsch! Die Einleitung einer wissenschaftlichen Arbeit schreibt man am besten zum Schluss – klingt komisch, ist aber so. Zu Beginn der Arbeit wird nämlich das Thema und die konkrete Fragestellung vorgestellt. Außerdem wird die Existenz der einzelnen Kapitel begründet – ein Leichtes, wenn diese schon geschrieben sind!
Um zu wissen, wo man anfängt, muss klar sein, wo die Reise hingeht und was die einzelnen Zwischenstationen sein werden (Stichwort: Roter Faden). Dabei ist eine detaillierte Gliederung das A und O. Denn stehen erst einmal die Überschriften der einzelnen Kapitel und Unterkapitel fest, müssen diese „nur“ noch ausformuliert werden. Daher darf die niedergeschriebene Gliederung ruhig als erster Anfang der Arbeit gefeiert werden!
Prokrastination: Schweinehunde fressen Zeit
Wenn klar ist, was genau untersucht wird, auf welchem Wege das Forschungsziel erreicht werden kann und der Schweinehund gebändigt ist, könnte eigentlich endlich der erste große Schritt getan werden: den echten Anfang schreiben. Aber das Leben kann so schön sein! Die Sonne lacht, die Freunde rufen an und hinter jeder Ecke wartet die nächste Party des Jahres. Da war noch was? Ja, die Arbeit hat noch Zeit. Kaum einer kennt nicht das schaurig-schöne Gefühl, die nervigen Pflichten aufzuschieben. Was Du heute musst besorgen, das kannst Du auch auf morgen verschieben. Doch der Abgabetermin rückt unerbittlich näher und der Druck wird immer größer. Der tägliche Kampf mit dem Schweinehund wird zur Qual. Routine kann hier ein gutes Heilmittel sein.
Wenn klar ist, dass man sich jeden Morgen nach dem Frühstück vier Stunden an den Schreibtisch setzt und abends gegenliest, was man geschrieben hat, können innere Diskussionen über den idealen Anfang zum Schreiben nicht aufkommen. Wie genau der ideale Arbeitsplan aussieht, muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist dann, dass die festgesetzten Zeiten eingehalten werden. Also muss auch außerhalb dieses Zeitraums keine Zeile geschrieben werden!
Die Panik vor dem weißen Blatt lässt sich vermeiden, wenn der Schreibprozess kein Neuland mehr ist. Je mehr Übung man im Schreiben hat, desto leichter fällt es loszulegen. Wer sich mit einer eindeutigen Fragestellung, angelesenem Fachwissen und einer detaillierten Gliederung auf die Arbeit vorbereitet, kann dem Ausformulieren entspannt entgegenblicken. Ein festgelegter Arbeitsplan nach dem eigenen Rhythmus hilft, den Schweinehund in die Schranken zu weisen und unnötigen Zeitdruck zu verhindern.
Literatur
Esselborn-Krumbiegel, Helga (2015): Tipps und Tricks bei Schreibblockaden (Stark fürs Studium, Band 4318), Paderborn.
Umberto, Eco (2007): Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt
Taschenbuch, Heidelberg.
Fehringer, Andrea/Köpf, Thomas (2013): Die Kunst des Schreibens: Praxiskurs für Anfänger und Profis, Wien.
Rückert, Hans-Werner (2005): Schluss mit dem ewigen Aufschieben: Wie Sie umsetzen, was Sie sich vornehmen, Frankfurt/Main.